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Personalpronomen: Grammatik im Wandel?


Autor*in: Universität Bielefeld


Ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie: Keine andere Wortgruppe findet in gesellschaftspolitischen Diskussionen derzeit so viel Beachtung wie die Personalpronomen. Denn mit ihnen verbindet sich der Ausdruck unterschiedlicher Identitätskonzepte. Ihr Gebrauch wandelt sich, zugleich unterliegen sie strengen Konventionen und rühren an das Selbstverständnis gesellschaftlicher Institutionen. Wie persönlich ist das Personalpronomen? Wie politisch ist die Grammatik? Das sind zentrale Fragen der Tagung „Personalpronomen: Ansätze einer interdisziplinären Grammatik der Person“ am 19. und 20. Oktober am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Auf dem Programm steht auch eine öffentliche Lesung des Autors und Büchner-Preisträgers Marcel Beyer mit dem Titel „Ichverzicht im Roman“ am 19. Oktober um 19.30 Uhr.


„Der Umgang mit Personalpronomen im individuellen Sprechen und Schreiben ist variabel geworden. Menschen verwenden sie auf neue Weisen, um ihre Identität zum Ausdruck zu bringen. Zugleich bestehen ‚Sprachschützer*innen‘ darauf, Personalpronomen seien unveränderbar. So sind sie zum Gegenstand intensiv geführter Debatten geworden“, erklärt die Literaturwissenschaftlerin Professorin Dr. Mona Körte von der Universität Bielefeld. Sie leitet die Tagung zusammen mit ihren Bielefelder Kolleg*innen Dr. Elisa Ronzheimer und Dr. Sebastian Schönbeck.

Zu den Besonderheiten der Personalpronomen zählt, dass sie nicht nur in den Zuständigkeitsbereich einer einzigen Disziplin fallen, sondern eine Reihe von Forschungsfeldern in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften betreffen. Deshalb haben die Tagungsleiter*innen dazu eingeladen, sich interdisziplinär zum Verhältnis von Pronomen und Person auszutauschen. Die Teilnehmenden der Tagung kommen aus Altphilologie, Literaturwissenschaft, Linguistik, Philosophie, Biologie, Soziologie und Tierethik.

„In den intensiv geführten Debatten um den angemessenen Ausdruck unterschiedlicher Identitätskonzepte sind mögliche Beiträge durch die Wissenschaften bislang wenig berücksichtigt worden. Hier setzt unsere Tagung an“, sagt Elisa Ronzheimer.

Wie hat sich der Gebrauch von Personalpronomen historisch verändert? Was lassen die Pronomen zu und wo liegen ihre Grenzen? Wie erhalten sie ihre Bedeutung? Sind pronominale Stellvertreter als fest und unverrückbar zu begreifen oder aber als offen für Transformation?

„Wir möchten die verschiedenen Perspektiven auf das Verhältnis von Person und Pronomen erstmalig zu einem interdisziplinären Gespräch zusammenführen, unseren Blick auf die Pronomen und ihren Gebrauch historisieren und flexibilisieren und einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zu den aktuellen gesellschaftlichen Debatten um die Pronomen leisten“, fasst Sebastian Schönbeck die Ziele der Tagung zusammen.


Teil der Diskussion ist eine Lesung des Autors und Büchner-Preisträgers Marcel Beyer mit dem Titel „Ichverzicht im Roman“. Sie beginnt am 19. Oktober um 19.30 Uhr im ZiF-Plenarsaal.

Die Tagungssprache ist Deutsch. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zur berichten, eine Anmeldung ist erforderlich bei: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de. 

Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen.

Weitere Informationen:
•    Website der Tagung
•    Website zur Lesung