Erst Deutsch lernen, dann Deutsch lehren


Autor*in: Elena Berz

Vor etwas mehr als drei Jahren beginnt Catherine Regañon ihr Studium an der Universität Bielefeld. „Ich habe mir damals viele Sorgen gemacht, ob ich das schaffe“, erinnert sich die heute 32-Jährige. In Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Germanistik will sie ihren Bachelor machen. Es ist nicht der erste Studienabschluss, den sie drei Jahre später in der Tasche haben wird.


Trotzdem plagen sie beim Studienstart in Bielefeld Selbstzweifel. Der Grund? Regañon ist von den Philippinen nach Deutschland gekommen. Zwar hat sie in ihrer Heimat „Europäische Sprachen“ – genauer: Italienisch und Deutsch – studiert, spricht mit ihrem Freund deutsch und arbeitet vor Studienbeginn bereits seit eineinhalb Jahren hierzulande, aber:

© Universität Bielefeld

„Ein Studium in einer Fremdsprache zu meistern, ist eine Herausforderung!“

Catherine Regañon

Regañon hält ihre flache Hand auf Bauchhöhe: „Damals war mein Selbstbewusstsein ungefähr hier.“ Davon ist heute nichts mehr zu spüren. Wenn sie redet, ist hinter der weißen OP-Maske häufig ein Lächeln zu erahnen. Immer wieder ist es auch in ihrer Stimme zu hören, wenn die Master-Studentin in der Uni mit Leuten ins Gespräch kommt, es teilweise selbstsicher sucht. Deutsch spricht sie inzwischen fließend, nur hin und wieder sucht sie einen Moment nach dem passenden Wort. „Als ich vor vier Jahren in einem Pflegeheim Bundesfreiwilligendienst leistete, war mein Deutsch anfangs eine Katastrophe“, meint die Philippinerin. „Dadurch, dass ich dort sprechen musste, wurde es natürlich besser, aber erst der anschließende Sommer-Deutschkurs hat mich richtig weitergebracht.“

Catherine Regañon nimmt ein Buch aus dem Regal in der Bibliothek.
Für Catherine Regañon war die Teilnahme am Sommer-Deutschkurs der Zugang zum Studium.

Über den Sommer-Deutschkurs an die Uni Bielefeld

Jeden Sommer bietet PunktUm, das Deutschlernzentrum an der Uni Bielefeld, solch einen vierwöchigen Intensivkurs für internationale Studierende an, in dem sie bereits erworbene Deutschkenntnisse vertiefen können. „Damit hat mein erhoffter Neuanfang begonnen“, Catherine Regañon lacht und erzählt, wie es dazu kam: Nach dem Jahr als Bundesfreiwillige will sie unbedingt studieren. Bewirbt sich zunächst für den Master in DaF und Germanistik. Schließlich hat sie schon einen Bachelor-Abschluss. Eine Zusage bekommt sie nicht. „Im Nachhinein betrachtet, war es wahrscheinlich gut so“, sagt sie heute. „Vermutlich wäre das Masterstudium für den Anfang zu schwer gewesen.“ Regañon entscheidet sich, stattdessen mit dem Bachelor zu starten und vorweg den Sommer-Deutschkurs zu belegen. Sie lernt viel, besteht die Sprachprüfung mit sehr gutem Ergebnis: „Das war mein Zugang zum Studium und hat mir außerdem das Gefühl gegeben, dass ich für ein Studium qualifiziert bin.“

Also beginnt sie ihr Bachelor-Studium. Ganz weg sind die Zweifel da zwar noch nicht, aber die Herausforderung spornt sie auch an. „Ich habe mir gesagt: Ich schaffe das!“ Und so kommt es dann auch. Geholfen hat dabei die breite Unterstützung von Seiten der Uni. Lehrende, die Regañon den Rücken stärken. Das International Office, das „tolle Angebote für internationale Studierende hat“, so die 32-Jährige. „Die Mitarbeitenden sind sehr aktiv und hilfreich, sie versorgen einen mit Infos, helfen bei Fragen und Problemen. So habe ich mich niemals alleingelassen gefühlt.“ Und vor allem, immer wieder: PunktUm. „Das war ein bisschen wie Schicksal“, sagt Regañon und lacht ihr Lachen, das oft ein wenig überrascht klingt. „Der Kontakt hat mich durch mein Studium begleitet.“ So belegt sie in dem Deutschlernzentrum Workshops (ihr Tipp für alle internationalen Studierenden: „Die Kursangebote unbedingt nutzen!“) und absolviert dort vergangenes Jahr ihr Pflichtpraktikum, begleitet später Intensiv-Deutschkurse als Lehrbeauftragte. Nun steht nicht länger das Deutschlernen im Vordergrund, inzwischen traut sie sich mehr und mehr zu, die Sprache zu lehren. Das Studium und die vielen Angebote für internationale Studierende haben ihr Sicherheit gegeben.

Catherine Regañon steht im Wartebereich des International Office.
Unterstützung im Studium erhielt Catherine Regañon zum Beispiel im International Office.

In Deutschland angekommen

Catherine Regañon ist angekommen – in Deutschland samt seiner Sprache und Eigenarten, an der Universität Bielefeld, in der wissenschaftlichen Welt. Als studentische Hilfskraft arbeitet sie bei FörBi, einem Projekt, das Förderunterricht für Schülerinnen und Schüler nicht deutscher Herkunftssprachen anbietet. Das Unigebäude erinnert sie am Anfang an eine Fabrik. „Schön ist es nicht, aber ich mag die offene, lebendige Halle, dass alles unter einem Dach ist. Und als ich das erste Mal in der riesigen Unibibliothek stand, war ich wirklich begeistert!“ So viele Bücher, so viel Wissen, so viele Möglichkeiten! Erstmal gewöhnen muss Regañon sich daran, dass die Leute in Deutschland oft geradeheraus sagen, was sie denken. „Für mich klingt das manchmal wie Schimpfen, aber im Laufe der Zeit hat mir diese Direktheit immer besser gefallen.“ Und so übt sie sich darin, auszusprechen, was sie möchte, ohne allzu lange über Kleinigkeiten nachzudenken. „Das ist eigentlich nicht meine Art“, gesteht die Studentin, „aber ich werde besser darin.“

Catherine Regañon geht lächelnd über den Boulevard vor dem Gebäude X.
Catherine Regañon ist angekommen – und fühlt sich an der Uni Bielefeld sehr wohl.

Für die Zeit nach dem Master-Abschluss in DaF und Germanistik hat Regañon noch keine konkreten Pläne. „Ich hatte überlegt zu promovieren …“, ihre Augen blitzen auf, doch im nächsten Moment wischt sie den Gedanken mit einer Handbewegung beiseite. Fest steht bislang nur: „Ich möchte noch mehr praktische Erfahrungen sammeln, gern in Deutschland.“ Danach plant sie mit ihrem Freund aber auch, ein paar Jahre auf den Philippinen zu leben, um Deutsch zu unterrichten. In nächster Zeit möchte Regañon aber erst mal für ein Auslandssemester nach Italien gehen. Und es besteht kaum ein Zweifel daran: Das schafft sie bestimmt mit links.

Aus der Welt nach Bielefeld?

Du kommst aus einem anderen Land und möchtest an der Universität Bielefeld studieren? Die Uni hat für internationale Studierende viel zu bieten. Auf den Internetseiten findest du Informationen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten – sei es, wenn du an der Uni Bielefeld ein Austauschsemester machen oder hier als sogenannte*r Degree-seeking-student ein ganzes Studium samt Abschluss absolvieren möchtest. Dort gibt es Antworten auf Fragen wie: Welche Sprachkenntnisse muss ich nachweisen? Wie bewerbe ich mich für ein Studium? Welche Sprachlernangebote gibt es an der Uni Bielefeld? Brauche ich ein Visum? Was muss ich nach meiner Ankunft in Bielefeld erledigen?
Das International Office ist die erste Anlaufstelle, wenn du als internationale*r Studierende*r Unterstützung oder Infos suchst. Auch das International Student Services Centre hilft bei Fragen oder Problemen gern weiter.

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Elena Berz

hat an der Universität Bielefeld Geschichts-, Literatur- und Medienwissenschaften studiert. Nach dem Abschluss volontierte sie in der Pressestelle der Uni und arbeitet inzwischen als freie Journalistin und Autorin.
Den Mut, im Ausland zu studieren, hat sie nie aufgebracht – was sie nun ein wenig bedauert.