2,25 Millionen Euro für Graduiertenkolleg zu Naturwirkstoffen


Autor*in: Universität Bielefeld

Rund 200 traditionell genutzte Heilpflanzen haben Forschende der Yaoundé-Bielefeld Graduate School (Graduiertenkolleg Yaoundé-Bielefeld, YaBiNaPA) seit 2016 gesammelt, zu mehr als 600 Extrakten verarbeitet und systematisch auf ihre Wirkung untersucht. Mit Erfolg: Sie konnten belegen, dass mehr als 400 der Pflanzenextrakte gegen Bakterien wirken und dass 70 Extrakte gegen Parasiten wie etwa Plasmodien wirken, die Malaria auslösen können. Jetzt wird das Graduiertenkolleg für weitere vier Jahre bis 2025 gefördert. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützt das Forschungsnetzwerk mit 2,25 Millionen Euro mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).

Für die Fortsetzung des Projektes kooperieren die Universität Bielefeld als deutscher Partner und die Universität Yaoundé I als kamerunischer Partner mit sieben Universitäten und zwei Forschungsinstituten in Kamerun. Koordiniert wird das Graduiertenkolleg von den beiden Chemikern Professor Dr. Norbert Sewald von der Universität Bielefeld und Professor Dr. Bruno Lenta von der Universität Yaoundé I.

„Der Großteil der kamerunischen Bevölkerung vertraut auf die traditionelle afrikanische Medizin, die sehr reich an pflanzlichen Präparaten ist”, sagt Norbert Sewald. Das liege auch daran, dass synthetisch hergestellte Arzneien vergleichsweise teuer sind. Das Graduiertenkolleg soll daher mit seiner Forschung eine Basis dafür schaffen, günstige und sichere Medikamente auf Pflanzenbasis herzustellen.

Sie wollen Medikamente der traditionellen afrikanischen Medizin erforschen und auf dem afrikanischen Markt etablieren: die beiden Koordinatoren des Graduiertenkollegs YaBiNaPa, Prof. Dr. Norbert Sewald, Universität Bielefeld (li.) und Prof. Dr. Bruno Lenta, Universität Yaoundé I (re.). Fotos: Universität Bielefeld

Um dieses Ziel zu erreichen, bringt das Graduiertenkolleg YaBiNaPA führende kamerunische Expert*innen der Naturstoffforschung in Yaoundé zusammen. Seit der Gründung 2016 haben 20 kamerunische Doktorand*innen an dem Graduiertenkolleg zu Wirkstoffen aus Heilpflanzen geforscht. Unterstützt wurden sie dabei außer von den Leiter*innen der Teilprojekte auch von 26 Gastpromovierenden anderer kamerunischer Universitäten und 13 Gastpromovierenden aus weiteren afrikanischen Ländern. Bisherige Ergebnisse haben die Doktorand*innen in 24 Artikeln in internationalen Forschungsmagazinen wie dem Journal of Natural Products oder den Phytochemistry Letters veröffentlicht. In der ersten Förderphase waren zwölf Doktorand*innen, zwei Postdoktorand*innen und zehn Projektleiter*innen des Graduiertenkollegs an der Universität Bielefeld zu Gast. „Wir verfügen hier in Bielefeld über spezielle Analysegeräte zur Aufklärung der molekularen Struktur von Naturstoffen, die bislang in Yaoundé nicht verfügbar sind“, berichtet Sewald. „So konnten die Kolleg*innen aus Kamerun bei ihren Forschungsaufenthalten hunderte von Proben in kürzester Zeit auswerten.“

Präparate gegen Typhus und Pilzinfektionen entwickelt

Die 600 Extrakte, die die Forschenden aus Chemie, Biologie und Pharmazie bislang aus den Heilpflanzen gewonnen haben, haben sie nicht nur auf ihre Wirkung gegen Krankheitserreger untersucht. Sie haben aus den Extrakten zusätzlich einzelne Naturstoffe isoliert. So können sie analysieren, welche Moleküle die medizinische Wirkung erzeugen. „Erste Forschungsergebnisse werden schon praktisch genutzt“, sagt Sewald. So konnte aus einem einheimischen Baum ein Sirup gewonnen werden, der gegen Typhus wirksam ist. „In dem Graduiertenkolleg wurden darüber hinaus bei-spielsweise Seifen und Cremes hergestellt, die Pilzinfektionen bekämpfen.“

Der kamerunische Koordinator des Graduiertenkollegs, Professor Dr. Bruno Lenta, sieht außerdem die Qualifikation der Doktorand*innen als Erfolgsfaktor. „Durch ihre eigene Forschung und die Zusammenarbeit mit renommierten Fachleuten aus der Naturstoffforschung werden die Dokto-rand*innen selbst zu Expert*innen für Medikamente aus Heilpflanzen. Sie bauen sich ein professionelles Netzwerk auf“, sagt Lenta. „Und das kann langfristig sogar dazu führen, dass sie eigene Unternehmen gründen, um ihre Entwicklungen auf den Markt zu bringen.“

Zusätzliche Partnereinrichtungen im Forschungskonsortium

Bislang arbeiteten neben den Universitäten Bielefeld und Yaoundé Wissenschaftler*innen drei weiterer Universitäten am Graduiertenkolleg YaBiNaPA mit. Ab diesem Jahr gehören dem Graduiertenkolleg 15 Projektleiter*innen von der Universität Yaoundé an, außerdem zwölf Wissenschaftler*innen kamerunischer Universitäten und Forschungsinstitute, die die Forschung und Ausbildung der Dokto-rand*innen unterstützen.

In der zweiten Förderphase von 2021 bis 2025, werden wieder 20 Doktorand*innen in dem Graduiertenkolleg ausgebildet und durch Stipendien gefördert. Jedes Jahr werden zusätzlich zehn Stipendien über sechs Monate an Gastdoktorand*innen aus Kamerun und weiteren afrikanischen Ländern vergeben. Außerdem reisen jährlich sechs Mitglieder des Graduiertenkollegs für Forschungsaufenthalte zwischen sechs und elf Monaten nach Bielefeld.

Langfristig soll das Graduiertenkolleg YaBiNaPA zu einem Exzellenzzentrum für Naturstoffforschung und Phytomedizin in Afrika ausgebaut werden. Der Name YaBiNaPA steht für „Natural Products with Antiparasite and Antibacterial Activity“ (Naturstoffe mit antiparasitärer und antibakterieller Wirkung). Das Graduiertenkolleg wird im Sinn der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) gefördert, die von den Vereinten Nationen (UN) definiert wurden und 2016 in Kraft traten. Die SDG sollen dazu beitragen, dass sich Staaten weltweit ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltig entwickeln. Heilpflanzen gelten als wichtige Bioressource mit hohem kulturellen und ökonomischen Potential. Ihre Erforschung wird als ein Mittel angesehen, um den wirtschaftlichen Aufstieg von Entwicklungsländern maßgeblich und nachhaltig voranzutreiben.

Für das Graduiertenkolleg YaBiNaPA kooperieren die Universitäten Bielefeld und Yaoundé I mit folgenden kamerunischen Partnereinrichtungen: Institute of Medical Research and Medicinal Plant Study (IMPM) in Yaoundé, Centre Pasteur du Cameroun in Yaoundé, sowie den Universitäten in Dschang, Douala, Bamenda, Maroua und Ngaoundéré. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert YaBiNaPA über sein Programm für bilaterale Graduiertenkollegs (Projekt-ID: 57561808).