Die Universität Bielefeld hat ein Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre („digi-Fellowship“) des Landes Nordrhein Westfalen in Höhe von 50.000 Euro an Professor Kristian Müller und Dr.-Ing Sebastian Wrede aus der Technischen Fakultät vergeben. Müller und Wrede wollen mit dem Geld ein interaktives Assistenzsystem zur multimedialen Unterstützung von Laborpraktika entwickeln. Zudem fördert die Universität im Rahmen ihres „Qualitätsfonds für die Lehre“ acht weitere Projekte der digitalen Lehre mit insgesamt zusätzlichen 55.000 Euro.
Für Studierende vieler naturwissenschaftlicher Studiengänge sind Laborpraktika verpflichtend, um ihr theoretisches Wissen in der Praxis zu erproben und das Labor als Arbeitsumgebung kennenzulernen. In der hochschulinternen Ausschreibung um das „digi-Fellowship“ konnten sich Professor Kristian Müller und Dr. Sebastian Wrede mit der Idee durchsetzen, Studierende bei Laborpraktika stärker multimedial anzuleiten.
Das digitale Assistenzsystem soll zunächst Studierenden der Molekularen Biotechnologie bei Versuchsaufbauten und bei der zeitnahen Analyse der Ergebnisse helfen. „Wir wollen mit unserem Digitalisierungsansatz die praktische Ausbildung in den Naturwissenschaften verbessern“, so Müller und Wrede. „Studierende sollen lernen, Daten während der Laborarbeit digital zu erfassen und auszuwerten. Gleichzeitig unterstützt das Assistenzsystem auch die Interaktion zwischen den Studierenden und ihrer Praktikumsleitung. Mit digital unterstützten Protokollen kann auch bei wechselnder Betreuung eine gleichbleibend hohe Qualität der Praktika gewährleistet werden.“ Das Assistenzsystem basiert auf drei Komponenten: erstens einer portablen App als Lernbegleiter für die konkrete Assistenz und Protokollierung in Versuchen, zweitens einer webbasierten Plattform für das Erstellen, die Pflege und die Analyse von Versuchsprotokollen sowie drittens einer Sammlung von Beispielprotokollen. Mit den 50.000 Euro wollen Müller und Wrede personelle Ressourcen für die Weiterentwicklung, Evaluation und Pflege des Systems und die Anschaffung von labortauglichen Tablet-Computern finanzieren. Das Konzept soll im Anschluss auch auf andere naturwissenschaftliche Studiengänge übertragbar sein.
„Wir haben das Projekt ausgewählt, weil die Begleitung von Praktika und Feedbackmöglichkeiten mit Hilfe einer App aus unserer Sicht und aus Sicht der Gutachter*innen zukunftsweisend ist. Das Zusammenspiel der technischen Entwicklung und des didaktischen Einsatzes hat uns besonders überzeugt“, so Prorektorin für Studium und Lehre, Professorin Birgit Lütje-Klose zum Projekt und zur Förderlinie.
Auch der Qualitätsfonds für die Lehre fokussiert in diesem Jahr mit dem Titel „Lehren aus den Online Semestern – Rückkehr oder Aufbruch?“ auf die Förderung digitaler Lehrkonzepte. Lehrende konnten finanzielle Unterstützung für ihre Ideen erhalten, aus den gemachten Erfahrungen des unfreiwilligen Online-Semesters neue und zukunftsweisende Lehr- und Lernkonzepte zu entwickeln. Dies umfasst beispielsweise die Erprobung digitaler Praktiken, Projekte für mehr Barrierefreiheit oder Flexibilisierung von Lehr- und Lernangeboten oder der Förderung des individuellen Lernens. Mit dem Geld für Hilfskräfte oder Software sollen die geförderten Lehrenden die Möglichkeit erhalten, ihre individuellen Ideen auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Die geförderten Projekte können hier eingesehen werden.
Über das digi-Fellowship des Landes NRW
Bereits seit 2016 vergeben das Ministerium für Kultur und Wissenschaft und der Stifterverband die „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“ mit dem Ziel, einzelne Projekte mit innovativen Ansätzen in der digitalen Hochschullehre individuell fördern. Seit diesem Jahr werden die Fellowships nicht mehr landesweit vergeben, sondern in einem hochschulinternen Wettbewerb ausgeschrieben. Ziel der „digi-Fellowships“ ist es, individuelle Anreize für die Entwicklung und Erprobung digital gestützter Lehr- und Prüfungsformate oder die Neugestaltung von Modulen und Studienabschnitten unter konsequenter Nutzung digitaler Technologien an den Hochschulen zu schaffen. Dies soll zur Weiterentwicklung und Etablierung digital bereicherter Lehre in den Hochschulen selbst beitragen. Mehr Informationen gibt es hier.
Über den Qualitätsfonds für die Lehre
Der 2017 ins Leben gerufene „Qualitätsfond für die Lehre“ an der Universität Bielefeld stellt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung jährlich Mittel zur Förderung von Lehrkonzepten bereit. Lehrende können zu jährlich wechselnden Schwerpunktthemen Ideenskizzen einreichen, über die Vergabe der Mittel (bis zu 5.000 Euro pro Semester) entscheidet das Rektorat. Als Instrument des integrierten Qualitätsmanagements soll der Qualitätsfonds für die Lehre gute Ideen und Good-Practice-Beispiele auf Lehrveranstaltungsebene fördern und so zur Verbesserung der Lehre insgesamt beitragen. Themen der vergangenen Jahre waren neben Digitalisierung beispielsweise Evaluation und Feedback oder die Interaktion mit Studierenden.