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Wie Furcht und Frieden zusammenhängen


Autor*in: Universität Bielefeld

Ein Leben in Frieden und ohne Angst bleibt für viele Menschen ein Wunschtraum. In manchen Gesellschaften gefährden Angst und Furcht den Frieden, in anderen Gesellschaften wird der Frieden durch Unterdrückung und Angst erzwungen. Diese Prozesse sind bislang kaum verstanden, denn Angst- und Friedensforschung gehen meist getrennte Wege. Dem will die Tagung „Peace and Fear – A Multidisciplinary Approach“ („Frieden und Furcht – ein interdisziplinärer Zugang“) begegnen. Expert*innen aus unterschiedlichen Weltregionen und Disziplinen diskutieren in einer digitalen Konferenz von Mittwoch bis Freitag, 17. bis zum 19. Februar darüber, wie Furcht und Frieden zusammenhängen. Der Workshop wird vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld organisiert. Auf dem Programm steht am 18. Februar auch ein öffentlicher, englischsprachiger Vortrag zu Emotionen in der rechtspopulistischen Mobilisierung.

„Konflikt- und Friedensforschende haben lange Zeit getrennt voneinander gearbeitet“, sagt Yaatsil Guevara González (li.). Sie gehört wie Prof. Dr. Andreas Zick (re.) zum Leitungsteam der Tagung „Peace and Fear“. Zick sagt: „Wenn wir Erkenntnisse aus der Konflikt- und Friedensforschung zusammenbringen, kann das zu weitreichenden Lösungsansätzen für gesellschaftliche Probleme führen.“ Fotos: Universität Bielefeld

„Weltweit leben Menschen in Angstregimen. Das hat Konsequenzen für zukünftige Fragen der Konflikt- und Friedensregulation“, sagt Professor Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. „Wir hoffen, gemeinsam mit den exzellenten Forschenden aus  unterschiedlichen Weltregionen, die wir in Bielefeld zusammenbringen, die Gefährdungen des Friedens innerhalb und zwischen Gesellschaften besser analysieren zu können“, so Zick. Der Sozialpsychologe leitet die Tagung zusammen mit der Soziologin und Ethnologin Yaatsil Guevara González (IKG), dem Historiker Sebastián Martínez Fernández (Leibniz Universität Hannover), dem Literaturwissenschaftler Professor Dr. Joachim Michael (Center for InterAmerican Studies, CIAS, Universität Bielefeld) sowie dem Sozialwissenschaftler und Friedensforscher Professor Dr. Roberto Briceno-León (Universidad Central de Venezuela).

Auf dem Programm steht zum Beispiel die Perspektive auf das Individuum und seine Ängste, auch in der aktuellen Pandemie. Außerdem geht ein Panel auf Fragen der Sicherheitspolitik ein. Ein weiteres Panel diskutiert, welche Kräfte Angst und Furcht in Gesellschaften bremsen können und welche Kräfte Angst und Furcht zu schüren versuchen. 

22 Expert*innen aus sieben Ländern tragen auf dem Workshop aktuelle Theorien zur Angst-, Konflikt- und Friedensforschung zusammen. Außerdem tauschen sie sich über empirische Erkenntnisse aus soziologischer, psychologischer und historischer Perspektive aus. „Dabei geht es unter anderem darum, wie sich Frieden im Verhältnis zu Angst und Furcht definieren lässt. Und wir befassen uns damit, wie sozialer Frieden und Furcht miteinander verbunden sind“, sagt der Literaturwissenschaftler Joachim Michael vom Center for InterAmerican Studies. 

Die Konferenz soll Einschätzungen zu sozialen Bedingungen in friedlichen wie auch konfliktreichen Gesellschaften sammeln. Ein Ziel ist es, Lösungsansätze zu erörtern, wie mit Angstregimes umzugehen ist. Dazu haben die Tagungsleiter*innen nicht nur Wissenschaftler*innen eingeladen, sondern auch Aktivist*innen von Nichtregierungsorganisationen, die sich weltweit in der Friedenssicherung engagieren, sowie Vertreter*innen von Forschungsförderungsorganisationen. 

„Der interdisziplinäre Austausch soll auch junge Friedens- und Konfliktforscher*innen in ihrer Fähigkeit stärken, die Grenzen bisheriger Ansätze zu hinterfragen, um neue Ansatzmöglichkeiten zu erkennen“, erklärt die Soziologin und Ethnologin Yaatsil Guevara González vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. „Wir möchten damit das Feld der Friedens- und Konfliktforschung so erweitern, wie es der Wissenschaftsrat in Deutschland in einer seiner Empfehlungen nahegelegt hat.“

Auf dem Programm des Workshops steht auch ein öffentlicher Vortrag der Politikwissenschaftlerin Professorin Dr. Birgit Sauer von der Universität Wien. Sie spricht am Donnerstag, 18. Februar, um 16.30 Uhr auf Englisch darüber, wie rechtspopulistische Akteur*innen Gender-Themen nutzen, um Emotionen zu schüren und so ihre Anhänger*innen zu mobilisieren. Die Teilnahme an dem Vortrag ist über diesen Link möglich. 

Für Interessierte ist eine Online-Teilnahme am Workshop möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei marina.hoffmann@uni-bielefeld.de gebeten. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten. Die Tagungssprache ist Englisch. Für den öffentlichen Vortrag ist keine Anmeldung erforderlich. 

Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), dem Center for InterAmerican Studies (CIAS) der Universität und dem Center for Advanced Latin American Studies (CALAS) statt.