Wie verändern Digitalisierung und Big Data die Grundlagen der Wissenschaft? Über diese Frage wurde vergangenen Donnerstag und Freitag auf der Jubiläumskonferenz der Universität Bielefeld diskutiert, an der rund 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilgenommen haben. Der Titel der Konferenz: „Die theoretische Universität im Zeitalter der Daten. Haben sich die großen Theorien überlebt?“ Vorangegangen war am Donnerstag die Studierendenkonferenz, auf der Studentinnen und Studenten der Universität Bielefeld vor etwa 250 anderen Teilnehmenden ihre Forschungsprojekte präsentierten.
Den Auftakt der Jubiläumskonferenz am Donnerstagabend bildete die Keynote von Professor Dr. Robbert Dijkgraaf, Direktor am Institute for Advanced Study in Princeton (USA) und Wissenschaftler an der Universiteit van Amsterdam (NL). Der Stringtheoretiker sprach über „The Usefulness of Useless Knowledge and the Importance of Basic Research“. Technologische Entwicklungen wie Computer oder Laser seien ohne Grundlagenforschung nicht denkbar, so Dijkgraaf. Und diese Technologien könnten selbst wieder zur Entdeckung oder Bestätigung neuer Theorien führen – wie zum Beispiel beim Nachweis des Higgs-Bosons am CERN. Forschung sei heute eine kollektive Tätigkeit, zu der viele verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beitragen würden: „Theorien sind komplexer geworden, aber auch einflussreicher.“
Zur Studierendenkonferenz der Universität Bielefeld kamen am Donnerstag rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Foto: Universität Bielefeld/P. Pollmeier Mehr als 30 Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen präsentierten auf der Studierendenkonferenz ihre Forschung – in verschiedenen Vorträgen sowie bei einem Poster Slam. Foto: Universität Bielefeld/P. Pollmeier Am Donnerstagabend startete die Jubiläumskonferenz unter dem Titel „Die theoretische Universität im Zeitalter der Daten. Haben sich die großen Theorien überlebt?“ Rund 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten über die Zukunft der großen Theorien. Foto: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer Den Auftakt der Jubiläumskonferenz bildete die Keynote von Professor Dr. Robbert Dijkgraaf vom Institute for Advanced Study in Princeton (USA). Foto: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Keynote-Sprecher Prof. Dr. Robbert Dijkgraaf, Prof. Dr. Angelika Epple vom Scientific Board, Keynote-Sprecherin Prof. Dr. Nancy Cartwright und Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann vom Scientific Board (v.l.). Foto: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer Die Philosophieprofessorin Dr. Nancy Cartwright von der Durham University (GB) begann den zweiten Konferenztag am Freitag mit ihrer Keynote „Why Big Theories are Here to Stay“. Foto: Universität Bielefeld/P. Ottendörfer Wie Digitalisierung und Big Data die Grundlagen der Wissenschaften verändern, diskutierten die Forscherinnen und Forscher anschließend in vier verschiedenen Panels. Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele Über die Rolle der Theorie in verschiedenen Disziplinen sprachen Prof. Dr. Armin Gölzhäuser, Prof. Dr. Tobias Werron, Moderatorin Dr. Manuela Lenzen, Prof. Dr. Angelika Epple, Prof. Dr. Carlos Spoerhase und Prof. Dr. Carlo Beenakker (Universität Leiden, NL) (v.l.). Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele Auf der Jubiläumskonferenz kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler disziplinübergreifend zusammen. Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Eva Quante-Brandt (SPD Bremen), Moderator Benedikt Schulz, Prof. Dr. Ada Pellert (Fernuniversität Hagen), Prof. Dr. Dieter Imboden (ETH Zürich) und Prof. Dr. Robbert Dijkgraaf (Institute for Advanced Study in Princeton) (v.l.) während der Diskussionsrunde „Wie die Wissenschaft im Zeitalter der Daten steuern? Good Governance vs. Ökonomisierung“, die den Abschluss der Konferenz bildete. Foto: Universität Bielefeld/S. Sättele
Die Philosophieprofessorin Dr. Nancy Cartwright von der Durham University (GB) und der UC San Diego (USA) begann den zweiten Konferenztag am Freitagmorgen mit ihrer Keynote „Why Big Theories are Here to Stay“. Große Theorien seien wichtig, sagte Cartwright. Sie würden nur nicht alleine ausreichen: „Die Quantentheorie hilft mir nicht, wenn ich einen Laser bauen möchte. Wir brauchen viele verschiedene Formen von Theorien, mit unterschiedlichen Reichweiten.“
Disziplinübergreifende Diskussionsrunde
Anschließend diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in vier parallelen Panels, ob Digitalisierung und Big Data die Grundlagen der Wissenschaften verändern. Ihre Ergebnisse trugen Vertreterinnen und Vertreter der Panels in einer Diskussionsrunde zusammen: Professor Dr. Armin Gölzhäuser von der Fakultät für Physik, Professor Dr. Tobias Werron von der Fakultät für Soziologie, Professorin Dr. Angelika Epple Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Professor Dr. Carlos Spoerhase von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft sowie Professor Dr. Carlo Beenakker von der Universität Leiden (NL) sprachen dort über „The Role of Theory in Different Disciplines“.
Die Diskussion machte deutlich, dass sich in den verschiedenen Disziplinen schon das Verständnis davon, was eine Theorie ist, unterscheidet. „Theorien bilden in der Physik ein solides Fundament, auf das wir uns verlassen können“, sagte Gölzhäuser. In der Soziologie würden Theorien hingegen eher die Sichtweise eines Forschenden steuern und diese nach außen kenntlich machen, so Werron. Zudem sprachen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch über die Rolle der neuen Technologien in den verschiedenen Disziplinen: Diese würde zwar das Methoden-Repertoire erweitern, aber es sei nicht unbedingt klar, was die Algorithmen eigentlich tun. „Computer sind eine Art Black Box“, sagte Beenakker. Sie bekämen Input, werteten diesen aus und lieferten ein Ergebnis – ohne dieses zu begründen. „Wie ein Orakel“, so Beenakker.
Zum Abschluss der Jubiläumskonferenz befassten sich Professor Dr. Robbert Dijkgraaf, Professor Dr. Dieter Imboden von der ETH Zürich, Professorin Dr. Ada Pellert von der Fernuniversität Hagen, die Bremer Politikerin Professorin Dr. Eva Quante-Brandt und Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, mit der Frage „Wie die Wissenschaft im Zeitalter der Daten steuern? Good Governance vs. Ökonomisierung“.
Studierende machen Wissenschaft
Vorangegangen war am Donnerstag bereits die Studierendenkonferenz der Universität Bielefeld. Über 30 Studierende aus verschiedenen Fachbereichen präsentierten dort ihre Forschungsprojekte vor rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, von Slasher Movies bis Massenspektrometrie. Weitere Bilder und Geschichten zur Studierendenkonferenz gibt es auf Instagram und Facebook.