Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bielefeld und Paderborn untersuchen in einem neuen Forschungsvorhaben, wie Kinder und Jugendliche durch die häusliche Umgebung bei der kompetenten Nutzung digitaler Medien unterstützt werden können. Ihre Forschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Das interdisziplinäre Team, bestehend aus Psychologinnen, Medien- und Erziehungswissenschaftlerinnen, erforscht dabei, wie der alltägliche Umgang mit digitalen Medien im Elternhaus die Kinder in ihrer Nutzung des Internets für schulische Belange beeinflusst. Dies sei laut der Forscherinnen im Moment eine der wichtigsten Bedingungen für gelingende Digitalisierungsprozesse im Bildungsbereich. Ziel des Projekts ist es auch, die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule auf diesem Gebiet zu fördern.
Im Fokus der Untersuchungen stehen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler, deren häusliche Lernumgebungen hinsichtlich Art und Umfang digitaler Angebote laut Forschungsgruppe grundlegend für die sogenannte ICT-Literacy seien. Dazu Professorin Dr. Heike Buhl von der Universität Paderborn, die das Vorhaben leitet: „Der Begriff bezieht sich auf den kompetenten Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Computerbezogene Fertigkeiten sind essentiell, um aktuellen und zukünftigen Anforderungen im Bildungsbereich gerecht zu werden.“ Hintergrund: Der international vergleichenden ICILS 2013-Studie zufolge sind nur 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufen in der Lage, eigenständig und sicher Informationen zu ermitteln und zu organisieren.
Daher sei es wichtig, die Forschungslücke, die es in diesem Bereich
bislang gebe, zu schließen und aussagekräftige Daten zum Einfluss des
Elternhauses zu erheben. Das Projekt setze damit an der Schnittstelle zwischen
formalem Lernen, zum Beispiel Internetrecherchen in der Schule, und
non-formalem Lernen wie der häuslichen Onlinerecherche für die Hausaufgaben an.
Junior-Professorin
Dr. Anna-Maria Kamin leitet ein an der Universität Bielefeld angesiedeltes
Teilprojekt. Sie forscht gemeinsam mit Lea Richter von der Universität
Bielefeld. Ihre qualitativen Untersuchungsschritte sollen einen detaillierten
Einblick in die Beschaffenheit der digitalen Lernumwelt eröffnen. Der Fokus
liegt dabei auf einer Analyse der familiären Recherche aus Sicht der
pädagogischen Qualität. Zu diesem Zwecke werden Familien in ihrem häuslichen
Umfeld mittels Beobachtungen und Interviews der Kinder und ihrer Bezugsperson
untersucht.
In die Untersuchungen fließen auch Faktoren wie Bildungshintergründe, Medienausstattung, individuelle Einstellungen zur Mediennutzung der Kinder oder die eigene Rollenwahrnehmung ein. Bis 2022 sollen die Bedingungen für eine anregungsreiche und kompetenz- sowie am Kind orientierte Gestaltung der „Digital Home Learning Environment“ aufgedeckt worden sein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Vorhaben über eine Dauer von drei Jahren mit rund einer Million Euro.