• Chronik
  • Aktuell
  • Events
  • Suche
ImpressumDatenschutzKontakt

« Chronik

  • Deutsch
Jahr
Suche
Kategorie

Unerwartet, aber erfreulich: Bewilligung der Medizinischen Fakultät OWL

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sprachen vor Ort mit Gründungsdekanin Prof. Dr. Claudia Hornberg und Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer über den aktuellen Entwicklungsstand der Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld (v.r.n.l.) am 1. Oktober 2018.
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld

Seit dem 1. Oktober 2018 ist Prof. Dr. Claudia Hornberg Gründungsdekanin der neuen Fakultät, die sich seit diesem Tag offiziell „in Gründung“ befindet. Sie ist Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin und seit 2002 Inhaberin der Professur für Umwelt und Gesundheit an der Bielefelder Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Als Gründungsdekanin wird sie den Gründungsprozess begleiten und mit dem Rektorat und in Abstimmung mit einem Gründungsbeirat, dem externe Expertinnen und Experten angehören, die Konzeption der Fakultät erarbeiten. Zum Wintersemester 2021/2022 sollen die ersten angehenden Ärztinnen und Ärzte ihr Studium in Bielefeld aufnehmen. Im Endausbau (ab 2025) sollen hier bis zu 300 Studierende pro Jahr ihr Studium beginnen.

Konstituierung des Gründungsbeirats der Medizinischen Fakultät OWL am 27. Juni 2018 mit Rektor Prof. Dr. Gerhard Sagerer (hinten, 1. v.l.), Gründungsdekanin Prof. Dr. Claudia Hornberg (hinten, 3. v.l.) und Prorektor Prof. Dr. Martin Egelhaaf (hinten, 1. v.r.).
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld

„Bochumer Modell“ mit Innovationen

Die Universität Bielefeld wird – ähnlich wie die Ruhruniversität Bochum – kein eigenes Universitätskrankenhaus betreiben. Stattdessen wird sie mit einzelnen Kliniken ostwestfälischer  Krankenhäuser in der Medizinausbildung kooperieren. Daneben wird die Universität mit der Einrichtung eines Modellstudiengangs ihrer Innovationskraft gerecht. Der Schwerpunkt soll auf der Allgemeinmedizin liegen. Die neue Fakultät soll in Forschung und Lehre hochvernetzt mit den anderen Fakultäten agieren.

Frühere Versuche

Bereits 2010/2011 wurde die Einrichtung einer Medizinischen Fakultät in Bielefeld politisch diskutiert. Die Universität fasste seinerzeit erste Überlegungen in einem Eckpunktepapier zusammen, die im Laufe der aktuellen Gründung nützlich waren. Damals wurden die weit fortgeschrittenen Pläne von NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP) durch die Abwahl der schwarzgelben Koalition ins Stocken gebracht und später von der neuen rotgrünen Landesregierung nicht im angedachtem Maße weiterverfolgt. Kuriose Notiz am Rande: Bereits die Konzeption von Prof Dr. Helmut Schelsky in den 1960er Jahren sah eine Medizinische Fakultät für Bielefeld vor, diese Idee wurde damals allerdings aus Kostengründen verworfen und nicht realisiert.

Bielefeld wird Zentrum der Gesundheitsausbildung in NRW

Festakt zur Gründung der Fakultät für Gesundheitswissenschaften am 12.10.1994 im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), an dem neben Gründungsdekan Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Altrektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer auch die NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn teilnahm.
–
Fotograf: Klaus Halbe
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01879

Die Fakultät wurde nach dem Muster unabhängiger „Schools of Public Health“ gegründet, die vor allem in den USA populär sind, und besaß als Zielrichtung die Erhaltung und Förderung von Gesundheit. Klaus Hurrelmann sagte anlässlich seiner Wahl zum Gründungsdekan: „Mit der Gründung der neuen Fakultät wird Bielefeld zur Hochschuladresse Nr. 1 für die neuen Gesundheitsberufe und für die moderne interdisziplinäre Gesundheitsforschung.“

Gründungsmitglieder der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, v.l.n.r. Prof. Dr. Ulrich Laaser, Dr. Paul Wolters, Prof. Dr. Bernhard Badura und Gründungsdekan Prof. Dr. Klaus Hurrelmann.
–
Fotograf: Klaus F. Linnenbrügger
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01880

Gesundheitsforschung für und mit OWL
In Bielefeld waren die Voraussetzungen für diese innovative Neugründung hervorragend. Neben der stark ausgeprägten Interdisziplinarität wurde gerade das Fehlen einer medizinischen Fakultät als Vorteil angesehen, um ohne die Verengung auf kurative Medizin die Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten der medizinischen Vor- und Nachsorge in den Blick nehmen zu können. Gleichzeitig konnte die gesundheitswissenschaftliche Fakultät von Anfang an auf medizinische Partner in der „Gesundheitsregion Ostwestfalen“ zurückgreifen, u.a. die von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel oder das Herzzentrum Bad Oeynhausen, was sich bis heute in der Beteiligung an Lehre und an Forschungsprojekten niederschlägt.

Unterzeichnung der Kooperation zwischen den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und der Universität Bielefeld am 27.4.1989, v.l.n.r. Universitätskanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer, Pastor Johannes Busch (Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten) und Dr. Paul Wolters (Geschäftsführer des Studiengangs Gesundheitswissenschaften).
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01881

Die Fakultät trieb bereits in ihrer Anfangszeit die Forschung auf medizinwissenschaftlichen Gebieten wie Pflegeforschung und Krankenhaussystemforschung entscheidend voran und zeichnet sich bis in die Gegenwart vor allem durch problemorientierte Grundlagenforschung aus. Besondere Forschungsschwerpunkte umfassen das Fachgebiet der Gerontologie oder die Analyse von gesundheitlichen Effekten und Implikationen vor dem Hintergrund der fortschreitenden Differenzierung und Diversifizierung der Gesellschaft.

Vorreiter in der Erforschung intelligenter Systeme – die Technische Fakultät

Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer mit einem Grußwort zur Gründung der Technischen Fakultät, 1990.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 133

Die ersten Planungen für die Technische Fakultät begannen bereits 1984. Schon im Senatsbeschluss zur Errichtung vom 6. Februar 1985 wurden mögliche Forschungsfelder wie z.B. die Erforschung der künstlichen Intelligenz genannt, die in der späteren Fakultät – teilweise bis in die Gegenwart – eine große Rolle spielen sollten. Nach langjähriger Konzeptionsphase konnte zum Wintersemester 1989/90 der damals bundesweit einmalige Diplomstudiengang Naturwissenschaftliche Informatik starten – noch bevor die Fakultät offiziell gegründet war.

  • Mitglieder der Planungsgruppen Biotechnik und Informationstechnik nach der Senatsbeschluss über die Errichtung der Technischen Fakultät, Februar 1985.
    –
    Fotografin: Helga Wehmeyer
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01905
  • Die Professoren der neuen Technischen Fakultät bei der Feierstunde zur Eröffnung der Technischen Fakultät im ZiF am 7.5.1990, v.l.n.r. Prof. Dr. Erwin Flaschel, Prof. Dr. Robert Giegerich, Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer, Kanzler Karl Hermann Huvendick, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Lehmann, Prof. Dr. Ipke Wachsmuth.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01906
  • Schachspielender Roboter, 2000.
    –
    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01901
  • Mitarbeiter Robert Rae bei der Arbeit mit einem Roboter, 2000.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01900
  • Der in Kooperation mit Honda entwickelte Roboter ASIMO bringt Kaffee, 2007.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universität Bielefeld
  • Prof. Dr. Jürgen Lehmann, Professor für Zellkulturtechnik, führt ein Labor der technischen Fakultät vor, 2008.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universität Bielefeld
  • Dr. Sven Wachsmuth, Leiter des Zentrallabors am CITEC, mit dem Haushaltsroboter Pepper, 2018.
    –
    Fotograf: F. Gentsch
    Quelle: CITEC

Forschungsstärke durch Forschungszentren
Die Fakultät startete mit den Abteilungen Informationstechnik und Bioinformatik. Diese Abteilungen wurden später noch durch die Biotechnologie ergänzt. Die Forschungsstärke der Technischen Fakultät zeigt sich in den vier Forschungszentren, die die Fakultät (teilweise interdisziplinär) betreibt – CITEC, CeBiTec, CoR-Lab und FSPM2. Im CITEC werden besonders Interaktionen zwischen Mensch und Maschine erforscht, das CeBiTec widmet sich der interdisziplinären Forschung in den „Life Sciences“, das CoR-Lab versucht Fragen der semantischen Kommunikation mit Maschinen zu lösen und der Forschungsschwerpunkt Mathematische Modellierung bietet eine gemeinsame Plattform für Anwendungen der Mathematik in den Naturwissenschaften.

Frauen im Zentrum der Forschung – Eröffnung der IFF

Bekanntgabe der Einrichtung der Interdisziplinären Forschungsgruppe Frauenforschung durch Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer (1.v.r.) im Rahmen einer Pressekonferenz des Arbeitskreises Wissenschaftlerinnen in NRW, 1984.
–
Fotograf: Manfred Kettner
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Die Entstehung der IFF lässt sich bis zu einer Initiative im Jahr 1975 zurückverfolgen, als Frauen den Anstoß zu Frauenseminaren an der Bielefelder Universität gaben. Auf Anregung des Rektors Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer wurde im Mai 1980 ein ZiF-Kolloquium zur Errichtung eines Universitätsschwerpunktes Frauenforschung veranstaltet, an dem auch Prof. Dr. Reimut Jochimsen teilnahm, der damalige Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW. Aus diesem Kontakt ergab sich die Fördermöglichkeit für eine Geschäftsstelle für Frauenforschung zur Errichtung eines Universitätsschwerpunktes Frauenforschung.

NRW-Wissenschaftsminister Reimut Jochimsen am Pult beim ZiF-Kolloquium zur Errichtung eines USP Frauenforschung, Mai 1980. Ganz links sitzt Prof. Dr. Christiane Schmerl, rechts Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer.
–
Fotograf: Manfred Kettner
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Neuer Name für ein neues Zentrum
1987 wurde die dauerhafte Verankerung der Forschungsgruppe durch den Senat der Universität Bielefeld beschlossen. Durch ein neues Hochschulgesetz konnte die Frauenforschung in der damaligen Form jedoch nicht mehr weitergeführt werden. Entstanden ist daher die zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität, zunächst unter dem Namen Interdisziplinäres Frauenforschungszentrum. 2004 erfolgte die Umbenennung in Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung, 2016 schließlich in Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZG).

Die Aktivitäten des Zentrums richten sich auf die Akzentuierung, Förderung und Durchführung von Geschlechterforschung mit einer interdisziplinären Perspektive. Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sind dabei ebenso Thema wie Differenzen innerhalb der Geschlechtergruppen.

Prof. Dr. Christiane Schmerl über die Anfangszeit der IFF. Interview vom 19.6.2018.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 233

Der Studiengang Sport – viel mehr als Akrobatik und Zumba

Bericht über den Studiengang Sport und den Hochschulsport. Ausschnitt aus der Dokumentation „Die Innenwelt der Denkfabrik“, 1981.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 22

Der Studiengang Sport startete 1978 mit einem Reformkonzept, das sich Theorie-Praxis-Überbrückung nannte: Die Bielefelder Universität verlangte, dass Lehrende in beiden Teilbereichen zuhause waren, quasi mit einem Bein in der Sportpraxis und mit dem anderen in der Sportwissenschaft standen. Ungewöhnlich, denn bis dato teilte sich das Sportstudium üblicherweise in Theorie- und Praxiselemente auf. Dieser Ansatz, von der Arbeitsstelle Sport konzipiert, wird bis in die Gegenwart verfolgt. 1980, im Zuge der Eingliederung der Pädagogischen Hochschule, wurde die Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft errichtet.

  • Aufnahme des Lehramtsstudiengangs Sport an der Universität Bielefeld mit der Berufung von Prof. Dr. Dietrich Kurz (links), daneben Prorektor Prof. Dr. Dietrich Storbeck und Eberhard Kunze, Leiter der Arbeitsstelle Sport, 1978.
    –
    Fotograf: Seutter
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01989
  • Mitglieder der Akaflieg (akademische Fliegergruppe) der Universität Bielefeld bei der Taufe eines Motorseglers am 21.6.1975.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00770
  • Kraftraum des Hochschulsports, 1979.
    –
    Fotograf: Seutter
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01986
  • Taufe des Bootes „Sub II“ der Seglergemeinschaft der Universität, 1979.
    –
    Fotograf: Hänsen
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00775
  • Siegerehrung für die Mannschaft des Fachbereichs III beim Fakultäten-Fußballturnier der Universität am 25.6.1980.
    –
    Fotograf: Seutter
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00777
  • Günter Jesgarzewski (links) und Dieter Hansmeier beim Rollstuhl-Tischtennis, 1981. Jesgarzewski wurde später Weltmeister bei den Tischtennismeisterschaften der Schwerbehinderten am 5. Oktober 1982 in Stoke-Mandeville (England).
    –
    Fotograf: Johner
    Quelle: NW Archiv (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00780)
  • Volkstanztreffen der Volkstanz- und Trachtengruppen Ostwestfalens an der Universität Bielefeld, 1985.
    –
    Fotograf: Seutter
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00781
  • Einweihung der neuen Beachvolleyball-Anlage durch Rektor Prof. Dr. Gert Rickheit (links), 1999.
    –
    Fotografin: Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00788
  • Sektempfang bei Rektor Prof. Dr. Gert Rickheit (rechts) für die Gewinnerinnen der Handball-Hochschulmeisterschaften, 2000.
    –
    Fotografin: Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00789

Vielfalt des Hochschulsports
Der Bereich des Hochschulsports ist auch in der Gegenwart noch im Aufgabenbereich der Sportwissenschaft verortet. Über die Jahrzehnte gab es vielfältige Sportangebote – angefangen bei den hochschulinternen Fußballturnieren in den 1970er Jahren über Ausrichtung von Hochschulmeisterschaften im Handball oder Geräteturnen bis hin zu Fitnesstraining und Kursen in den Trendsportarten Zumba und Body Pump. Auch im Behindertensport hat die Universität Bielefeld mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft im Rollstuhltischtennis durch ihren Rechenzentrums-Mitarbeiter Günther Jesgarzewski im Jahr 1982 ihren Fußabdruck hinterlassen.

Vom Zebrafink zum CeBiTec – Die Gründung der Fakultät für Biologie

  • Gebäude der Verhaltensforschung, im Hintergrund das Hauptgebäude der Universität Bielefeld (Juni 1977), v.l.n.r. Prof. Dr. Klaus Immelmann, Katrin Volger, Pressesprecher Dr. Gerhard Trott.
    –
    Fotograf: Gräfenstein
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01835
  • Prof. Dr. Bernhard Grzimek zu Besuch bei Prof. Dr. Klaus Immelmann im Krallenaffenzentrum des Instituts für Verhaltensforschung der Universität Bielefeld (24.8.1984).
    –
    Fotograf: Manfred Kettner
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01838
  • Eröffnung des Sonderforschungsbereiches (SFB) 223 „Pathobiologie zellulärer Wechselwirkungen“ (1985), die Sprecher des Forschungsbereiches waren Prof. Dr. Brigitte Jockusch (mittig in weiß) und Prof. Dr. Harald Tschesche (rechts neben Brigitte Jockusch).
    –
    Fotograf: Manfred Kettner
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00890

Professor Dr. Klaus Immelmann bemühte sich seit seiner Berufung um den Aufbau des Gebäudes der Verhaltensforschung und der obligatorischen Tierhaltung. Vor allem Zebrafinken wurden zu Forschungszwecken gezüchtet. Heute leben von Seeanemonen über Chamäleons bis hin zu Minischweinen zahlreiche Tiere auf dem Campus zu Beobachtungszwecken. Ab 1974 konnte schließlich nach und nach mit der wissenschaftlichen Arbeit begonnen werden. Zu dieser Zeit forschten und arbeiteten die Mitarbeitenden im Gebäude der Verhaltensforschung, das im selben Jahr fertiggestellt worden war. 1977 siedelte die Fakultät (mit Ausnahme des Lehrstuhls für Verhaltensforschung) in das Universitätshauptgebäude um.

Stark in (interdisziplinärer) Forschung
Zentrale Forschungsfelder der Fakultät zur Gründungszeit waren v.a. die Verhaltensforschung, die Stoffwechselphysiologie (also Forschungen zur Energiegewinnung durch Sonnenlicht) und die molekulare Zellbiologie (auch Untersuchungen zur Molekulargenetik). Hinzu kamen seit den 1980er Jahren unter anderem genetisch und ökologisch ausgerichtete Forschungsbereiche. Die Ausrichtung auf Genetik sorgte am Anfang für große Widerstände, als um 1985 ein Lehrstuhl für Gentechnik eingerichtet wurde. Gerade dieser Bereich erfreut sich aber seit Jahrzehnten wachsender Bedeutung und das besonders im interdisziplinären Kontext. Als Folge wurden verstärkt Forschungskooperationen mit anderen Fakultäten (Technische Fakultät, Fakultät für Chemie u.a.) eingegangen, die in Sonderforschungsbereichen gipfelten.

Eröffnung des Zentrums für Genomforschung im April 1999, v.l.n.r. Prof. Dr. Alfred Pühler, NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler und Rektor Prof. Dr. Gert Rickheit.
–
Fotograf: Klaus Halbe
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01841

Später wurde aus der Biologie heraus das „Center for Biotechnology“ (CeBiTec) gegründet. Die Biologie ist außerdem maßgeblich am Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC) beteiligt. Auch in der Lehre  tut sich die biologische Fakultät hervor: Neben der Hochschullehre gibt es mehrere Projekte für Schülerinnen und Schüler, um diese für Biologie zu begeistern, wie etwa die „Kolumbus-Kids“ oder „Biologie hautnah“.

Weitere Informationen
Informationen zu den Kolumbus-Kids, Biologie hautnah und weiteren Projekten der Fakultät für Biologie

Start in der Verhaltensforschung – Die Gründung der Fakultät für Chemie

Gründung der Fakultät für Chemie am 4.7.1975 in der Eingangshalle des Instituts für Verhaltensforschung, (v.l.n.r.) Dekan Prof. Dr. Thomas Dorfmüller, Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer, Bielefelder Bürgermeisterin Gisela Schwerdt.
–
Fotograf: Peter Thölen
Quelle: WB (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01832)

Bereits 1973 hatte die Firma Dr. Oetker zugesagt, einen Laborraum inklusive Ausstattung und einen Besprechungsraum für den Aufbau der Fakultät bereitzustellen. Über knapp zwei Jahre konnten dort die am Gründungsprozess beteiligten Professoren an der Konzeption des Studiengangs arbeiten. Bei der Gründung der Fakultät im Juli 1975 waren dann vier Lehrstühle besetzt: Anorganische, Organische, Physikalische und Theoretische Chemie. Der weitere Aufbau der Fakultät verzögerte sich jedoch wegen der erheblichen finanziellen Probleme des Landes NRW in Folge der Ölkrise. Wichtig für die weitere Entwicklung des Faches war der Einzug in die Laboratorien des Universitätshauptgebäudes 1977. Die ersten 30 Studierenden hatten zum Wintersemester 1974/1975 in der Verhaltensforschung begonnen, sodass der Umzug eine deutliche Verbesserung der Forschungs- und Lehrmöglichkeiten mit sich brachte. Durch die Mitarbeit an Sonderforschungsbereichen in den 1980er und 1990er Jahren (SFB 216 „Polarisation und Korrelation in atomaren Stoßkomplexen“ und SFB 223 „Pathomechanismen zellulärer Wechselwirkungen“) konnte die Fakultät weiter ausgebaut werden: Weitere Lehrstühle wurden geschaffen und die Bielefelder Chemie etablierte sich auf der deutschen und internationalen Forschungslandkarte.

Aus der Fakultät für Chemie kam Anfang der 2000er Jahre der Anstoß zur Gründung des teutolab, in dem Schülerinnen und Schüler auf spannende Art ihr Interesse an Chemie ausleben.

Gründung der Fakultät für Chemie am 4.7.1975 in der Eingangshalle des Instituts für Verhaltensforschung, Biologie-Dekan Prof. Dr. Görner überreicht Chemie-Dekan Prof. Dr. Thomas Dorfmüller ein Geschenk zur Fakultätsgründung.
–
Fotograf: Peter Thölen
Quelle: WB (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01849)

Kein Studienplatz trotz Bestnote
Kuriose Notiz am Rande: Wie in der Bielefelder Universitätszeitung nachzulesen ist, wurde zum Wintersemester 1975 der deutschlandweit notenbeste Bewerber (Abiturnote 0,9) für das Studienfach Chemie an der Universität Bielefeld abgelehnt. Nach dem Bewertungsmodell der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) zählen nach der notenabhängigen, generellen Zulassung für das Hochschulstudium im Fach Chemie soziale Kriterien, die für die Annahme an bestimmten Hochschulen entscheidend sind. Bei den Sozialkriterien wurden dem besagten notenbesten Bewerber zwanzig andere Konkurrentinnen und Konkurrenten für die zwanzig Bielefelder Plätze vorgezogen, da diese mehr in der Region verankert waren (soziales Engagement, Kinder etc.). Da der Bewerber mit der guten Abiturnote neben Bielefeld keinen anderen Hochschulort angegeben hatte, wurde ihm im Endeffekt sogar gar kein Studienplatz zugewiesen.

Tag der offenen Tür der Fakultät für Chemie mit der Präsentation verschiedener Experimente in der Universitätshalle am 25.11.1994 anlässlich des 25-jährigen Universitätsjubiläums.
–
Fotograf: Klaus F. Linnenbrügger
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01852

„Wenig bis Selten“ – Gründung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Vorstellung der Stiftungsprofessur „Führung von Familienunternehmen“: Prof. Dr. Fred G. Becker (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (Rektor der Universität Bielefeld), Ortwin Goldbeck (IHK-Präsident) und Thomas Niehoff (IHK-Hauptgeschäftsführer) (v.l.n.r.).
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld

In den Gründungsgremien waren die Wirtschaftswissenschaften durch die Bonner Ökonomen Prof. Dr. Wilhelm Krelle, später Vorsitzender der Fachbereichskommission, und Prof. Dr. Horst Albach vertreten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der konkrete Ausbaustand der Universität vor Ort ließen jedoch die Fakultäten der zweiten Ausbaustufe der Universität von Anfang an in unruhiges Fahrwasser geraten. Knappere Ressourcen in Verbindung mit der ungenügenden räumlichen Unterbringung von Fakultät und Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung (IMW) vor der Fertigstellung des Universitätshauptgebäudes machten den Fakultätsaufbau problematisch. Einer 1973 von Prof. Dr. Alois Wenig geleiteten Aufbaukommission gelang es jedoch, die Weichen für eine mit ausreichenden personellen und sachlichen Mitteln ausgestattete Fakultät zu stellen und mit Bezug des Universitätshauptgebäudes 1976 zeigte die Fakultätsentwicklung endgültig nach oben.

Theorie und Praxis
Die Fakultät zeichnete von Beginn an eine eher mathematisch-theoretisch orientierte und forschungsstarke Volkswirtschaftslehre aus. Diese Ausrichtung ermöglichte eine intensive Zusammenarbeit zum IMW, das ebenfalls zunächst in Rheda untergebracht war und dort mit einem hohen wissenschaftlichen Anspruch, aber geringer personeller Ausstattung, u.a. dem späteren Nobelpreisträger Prof. Dr. Reinhard Selten, in erster Linie zur Spieltheorie forschte. Die erst 1979/80 hinzugekommene Betriebswirtschaftslehre war von Anfang an und ist auch heute noch u.a. stark in der Unternehmensforschung, was nicht zuletzt die 2014 eingerichtete Stiftungsprofessur „Führung von Familienunternehmen“ in enger Kooperation mit führenden ostwestfälischen Wirtschaftsunternehmen belegt.

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an Prof. Leonid Hurwicz (m.) im Beisein von Prof. Dr. Reinhard Selten (l.) und Walter Trockel, Leiter des IMW (r.) am 3. Dezember 2004.
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld

Nahe am Nobel-Preis
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zeigte übrigens bei der Verleihung von zweien ihrer bisher vier Ehrenpromotionen ein besonderes Gespür für nobelpreisverdächtige Forschungsleistungen. Reinhard Selten, von 1972 bis 1988 Professor der Universität sowie bis 2015 im Wissenschaftlichen Beirat des ZiF, und Prof. Leonid Hurwicz wurden von der Fakultät einige Jahre vor ihrer Würdigung durch das Nobelpreiskomitee zu Ehrendoktoren der Fakultät ernannt.

Zusatzmaterial
Berichterstattung zur Fakultätsgründung. Neue Westfälische vom 29.11.1974.

Die Universität macht Schule – Eröffnung von Laborschule und Oberstufenkolleg

  • Luftaufnahme des Universitätsgeländes von Osten, im Vordergrund Laborschule und Oberstufenkolleg und dahinter das Universitätshauptgebäude, 1975.
    –
    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01548
  • Laborschule und Oberstufenkolleg nach Fertigstellung der Ausbauarbeiten am Universitätshauptgebäude, 1974.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00130
  • Von Schülern gebaute Bude in der Laborschule, 1976.
    –
    Fotograf: Jürgen Volkmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00552
  • Unterricht im Maschinenschreiben in der Laborschule, 1976.
    –
    Fotograf: Jürgen Volkmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00554
  • Werkunterricht in der Laborschule, 1976.
    –
    Fotograf: Jürgen Volkmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00555
  • Blick auf ein Lernfeld in der Laborschule, ca. 1975.
    –
    Fotograf: Jürgen Volkmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00557

Aber Hartmut von Hentig wollte nicht nur die Lehrinhalte, sondern auch die Lehrmethoden ändern. Von 1970 bis 1974 erarbeitete eine Aufbaukommission die Lernziele und Curricula der beiden Schulen und plante die dazu passenden Schulgebäude. Eine demokratische Schulkultur, die den Schülerinnen und Schülern den Wert von Mit- und Selbstbestimmung sowie sozialer Verantwortung vermittelt, war der Grundgedanke. Die Offenheit nach innen und außen ist bis heute ein wesentliches Prinzip beider Versuchsschulen, die sich auch in der Schularchitektur widerspiegelt.

In der Laborschule beispielsweise gibt es keine Klassenräume, sondern der Unterricht findet auf sogenannten Feldern statt. Die Grundkonzeption sieht die Schule als Lebens- und Erfahrungsraum und als Gesellschaft im Kleinen. Wichtig war auch die Unterbringung beider Schulprojekte unter einem Dach, um Gemeinsamkeiten zu pflegen und Synergieeffekte zu nutzen.

Anekdote von Hartmut von Hentig, dem Gründer der Schulprojekte, zu Besonderheiten der Laborschule. Interview vom 20.10.2017.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 228

Schule als „Versuchslabor“
Am 30. August 1974 wurde das gemeinsame Gebäude der beiden Schulprojekte in einer kleinen Feierstunde an die Universität Bielefeld übergeben. Die Schultüren öffneten sich schließlich am 9. September, womit die Schulprojekte genau einen Monat vor dem Richtfest des Hauptgebäudes den Unterricht aufnahmen. Der Unterricht in der Laborschule startete mit 180 Kindern, angemeldet waren über 800.

Unterricht in der Laborschule 1985, Material aus dem Rohschnitt der Laborschulfilme.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Der Name „Laborschule“ wurde bewusst gewählt, da es sich weniger um eine Modellschule und mehr um eine Versuchsschule handeln sollte. An der Laborschule wurden und werden Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 0 (Vorschuljahr) bis 10 unterrichtet, wobei die Übergänge von einem Jahrgang zum nächsten fließend sind. Deshalb wird nach Stufen, die mehrere Jahrgänge zusammenfassen, unterteilt, die sich teilweise überschneiden und so altersgemischte Gruppen bilden. Das Oberstufen-Kolleg hatte zuvorderst den konzeptionellen Auftrag den Übergang von der allgemeinen Bildung zum Fachstudium didaktisch zu vermitteln.

Zusatzmaterial
Zeitungsartikel zur Fertigstellung des Gebäudes der Schulprojekte (Laborschule und Oberstufenkolleg), Neue Westfälische vom 20.08.1974

„Neue Orientierung für ein altes Fach“ – die Fakultät für Geschichtswissenschaft

  • Prof. Dr. Jürgen Kocka, 1973 bis 1988 Professor für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Sozialgeschichte.
    –
    Fotograf: Manfred Kettner
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Reinhart Koselleck, 1973-1988 Professor für Theorie der Geschichte, zusammen mit Prof. Dr. Harald Weinrich bei einer gemeinsamen Sitzung von Gründungsausschuss und Wissenschaftlichem Beirat in Bielefeld am 27. Januar 1969.
    –
    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, 1971-1996 Professor für Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zusammen mit Prof. Dr. Dieter Grimm (links), Fakultät für Rechtswissenschaft, anlässlich der Bewilligung des SFB 177 „Neuzeitliches Bürgertum“ am 12. Februar 1985.
    –
    Fotograf: Manfred Kettner
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

„Bielefelder Schule“
Die Fakultät für Geschichtswissenschaft entwickelte sich auf der Basis von konsensfähigen Weichenstellungen der Gründungsphase bald zu einer der renommiertesten Geschichtsfakultäten Deutschlands. Die „Neuorientierung eines alten Fachs“ (Koselleck) im Rahmen der „Reformuniversität“ Bielefeld sah eine interdisziplinärere, theorie-, sozial- und wissenschaftsgeschichtlichere Geschichtswissenschaft vor. Man entwarf ein Konzept für die Geschichtswissenschaft als von theoretischer Reflexion begleiteter historischer Sozialwissenschaft. Die Überwindung der traditionellen Epocheneinteilung Antike-Mittelalter-Neuzeit zugunsten des Epochenmodells Vormoderne-Moderne oder Lehrstühle wie „Theorie der Geschichte“ oder „Sozialgeschichte“ waren Neuerungen, die bald unter dem Begriff „Bielefelder Schule“ bekannt wurden.

Einen wesentlichen Beitrag dazu leisteten hervorragende Forscherpersönlichkeiten der Planungs- und Aufbauphase wie Jürgen Kocka, Reinhart Koselleck, Hans-Ulrich Wehler und andere, die die neue Fakultät bald national wie international zu einem Aushängeschild der jungen Universität machten. Das Erscheinen des letzten Bandes von Hans-Ulrich Wehlers fünfbändiger Deutscher Gesellschaftsgeschichte (1987-2008), ein Standardwerk der deutschen Geschichtsschreibung, wurde sogar von Harald Schmidt ausführlich gewürdigt.

Harald Schmidt und Oliver Pocher erklären die „Bielefelder Schule“ und das „lange 20. Jahrhundert“ der deutschen Geschichte, 2009.
–
Quelle: Sat.1, 30.10.2008

Neuordnung der Fakultät

Im Zusammenhang mit der Integration der Abteilung Bielefeld der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe in die Universität Bielefeld am 1. April 1980 wurde eine Neuordnung und Neustrukturierung der Fakultäten notwendig. Das Ergebnis war u.a. die Auflösung der Drillingsfakultät Pädagogik, Philosophie und Psychologie und die Gründung einer neuen Fakultät mit den zwei Abteilungen Geschichtswissenschaft und Philosophie am 1. März 1980. Das Zusammenleben der großen Geschichtswissenschaft und der vergleichsweisen kleinen Philosophie wurde von Vertreterinnen und Vertretern der Fächer durchaus als „friedliches Nebeneinander“, nicht aber „fruchtbares Miteinander“ (Rüthing) bezeichnet.

Verheiratete und Gäste bei der Hochzeitsfeier der Geschichtswissenschaft und Philosophie im Mai 1980 (v.l.n.r.): Prof. Dr. Neithard Bulst (Dekan der neuen Fakultät), Prof. Dr. Friedrich Fulda, Prof. Dr. Reinhart Koselleck, Prof. Dr. Erich-Christian Schröder, Prof. Dr. Jürgen Kocka, Prof. Dr. Ulrich Wehler, Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer.
–
Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Zum Wintersemester 2002/03 kam als dritte und kleinste Abteilung die (evangelische) Theologie hinzu.

Erfolg
Die Fakultät und hier besonders die Geschichtswissenschaft genießt auch nach einem Generationenwechsel weiterhin hohes Ansehen, was unter anderem durch mehrere SFB-Bewilligungen belegt wird: etwa der SFB 177 „Sozialgeschichte des neuzeitlichen Bürgertums“ von 1986 bis 1997, der eine überaus große Außenwirkung entfaltete, oder der SFB „Praktiken des Vergleichens“, der 2017 anlief. Auch eine Vielzahl nationaler und internationaler Preise ging an Mitglieder der Fakultät. So erhielten die Historikerin Prof. Dr. Ute Frevert 1998, der Historiker Prof. Dr. Bernhard Jussen 2007 und der Philosoph Prof. Dr. Martin Carrier 2008 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, den wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis.

  • Prof. Dr. Ute Frevert, Leibniz-Preisträgerin 1998.
    –
    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Bernhard Jussen, Leibniz-Preisträger 2007.
    –
    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Martin Carrier, Leibniz-Preisträger 2008.
    –
    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
Zusatzmaterial
Berichterstattung der Neuen Westfälischen zur Fakultätsgründung Geschichtswissenschaft vom 13. April 1973.

Von ALiBi zur LiLi-Fakultät

Prof. Dr. Harald Weinrich über die Konzeption der LiLi-Fakultät. Interview vom 28.02.2018.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 234

Die LiLi-Fakultät war eine innovative Gründung, die dem Reformkonzept der Bielefelder Universität geradezu exemplarisch entsprach. Die Fakultät war bewusst theoriestark angelegt und teilte sich nicht in Einzelphilologien auf, sondern näherte sich der Literaturwissenschaft von der linguistischen Seite: so entstanden u.a. Lehrstühle für Syntax, Semantik und Texttheorie anstatt für Romanistik, Germanistik und Anglistik. Daneben wurde ein Sprachenzentrum geschaffen, in dem man die Sprachen lernen und die dazu gehörige Literatur kennenlernen sollte. Um den ursprünglich konzeptionell eingebauten Wechsel von Studium und Lehre zu ermöglichen – vereinfacht gesagt, sollten sich Hochschullehrende ein Jahr lang stärker in der Lehre engagieren, um anschließend ein komplettes Forschungsjahr ohne Lehrverpflichtungen zu bekommen –, plante Prof. Dr. Harald Weinrich die Einrichtung eines Blockstudiums. Dieses scheiterte aber an den Widerständen der anderen Fakultäten.

Prof. Dr. Elisabeth Gülich über die Anfangszeit der LiLi-Fakultät. Interview vom 14.02.2018.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 235

Durch äußere Faktoren kam es relativ schnell nach der Gründung zur Verwässerung des Reformkonzeptes. Die Fakultät wurde vom Wissenschaftsministerium zur (Neu-)Besetzung der Lehrstühle nach Nationalphilologien aufgefordert, sodass sich nach und nach die „klassische“ Lehrstuhlbesetzung mit der Besetzung nach linguistischen Formen vermischte. Im Jahr 1987 wurde dann noch das Sprachenzentrum als zentrale Einrichtung der Universität aufgelöst und in die LiLi-Fakultät integriert. Aber trotz dieser Widrigkeiten ist die Fakultät bis heute von der Studierendenzahl eine der größten der Universität und bietet ein breites und differenziertes Lehrangebot für Studierende. Daneben ist die Fakultät besonders in der Forschung innovativ und nimmt immer wieder aktuelle Themen in den Blick – von der Text- über die Computerlinguistik bis zur klinischen Linguistik.

Frühe Computerlinguistik an der LiLi-Fakultät, 1979.
–
Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01878
Zusatzmaterial
Zeitungsartikel der Neuen Westfälischen zur Gründung der LiLi-Fakultät am 17.10.1972

„Physik im Schaufenster“ – die Gründung der Fakultät für Physik

Blick auf einen Ionenlaser, 1985.
–
Fotograf: Richter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01889

Bereits vor der Gründung der Fakultät gab es einige Mathematikstudierende, die Physik als Nebenfach hatten. Deshalb wurde im Januar 1971 eine Arbeitsstelle Physik eingerichtet und ein theoretischer Lehrstuhl besetzt. Im Frühjahr desselben Jahres konnte die theoretische Physik mit geborgten Möbeln aus der Mathematik einige Räume im Dachgeschoss des Iduna-Hauses am heutigen Willy-Brand-Platz beziehen.

Die Experimentelle Physik bezog kurze Zeit später Räumlichkeiten in einem Hinterhof der Viktoriastraße und konnte dort schließlich Anfang 1972 die erste Messapparatur in Gang setzen. Im Vorderhaus lag ein Ladenlokal, welches ebenfalls mitangemietet worden war. Dort fanden Teile des physikalischen Praktikums statt, sodass die Bürgerinnen und Bürger Bielefelds die seltene Möglichkeit bekamen, den Studierenden bei ihrer Tätigkeit zuzuschauen.

Ausbildung der ersten Lehrlinge an der Fakultät für Physik, hier noch im Gebäude an der Viktoriastraße und damit vor 1975.
–
Fotograf: unbekannt
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01890

Die Fakultät wählte einen überwiegend experimentellen Forschungsschwerpunkt mit der „Physik der Atome und ihren Wechselwirkungen“, was dem Zeitgeist entsprach. Diese Schwerpunktsetzung und auch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Biologie mündete gut zehn Jahre nach der Fakultätsgründung in die Bewilligung des ersten Bielefelder Sonderforschungsbereichs. Seitdem ist die physikalische Fakultät international bekannt und in der Forschungslandschaft gut vernetzt. Der SFB 216 „Polarisation und Korrelation in atomaren Stoßkomplexen“ (1983 bis 1997) hat viel zur internationalen Reputation und Vernetzung in der Forschungslandschaft der Fakultät beigetragen.

Führung durch ein Großraumlabor der Physik anlässlich des 10-jährigen Universitätsjubiläums im November 1979.
–
Fotograf: Hans Dieter Johner
Quelle: NW Archiv (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01891)

Richtfest für die „Bastion der Wissenschaft“ – Das ZiF zieht an den Wellenberg

ZiF-Direktor Norbert Horn erklärt die Konzeption des Zentrums. Ausschnitt aus „Universität Bielefeld oder ZiF, Zocker, Zebrafinken“, 1979.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 21

Als das ZiF im Oktober 1972 aus Rheda in sein heutiges Gebäude zog, sah man auf dem Platz des Universitätshauptgebäudes noch nichts anderes als 30 mächtige Türme – für die Aufzugschächte – aus dem Boden ragen. So war der zeitliche Vorsprung des ZiF ganz klar sichtbar und dies war auch gewollt, denn so konnten Universitätsbedienstete in den ZiF-Wohnungen arbeiten, bis das Universitätshauptgebäude 1976 fertiggestellt war. Insgesamt umfasste der Neubau neben mehreren Sitzungsräumen, Büros für die Verwaltung, Mensa und der ZiF-Bibliothek auch über 30 Wohnungen und ein Schwimmbad für die Fellows. Der Gesamtbau kostete ungefähr 15 Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft über 20 Millionen Euro).

  • Richtfest des ZiF am 16.März 1972, Blick auf die Baustelle.
    –
    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01863
  • Umtrunk beim Richtfest des ZiF am 16. März 1972, v.l.n.r.: Professor Dr. Dietrich Storbeck, Professor Dr. Werner Maihofer, Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Architektin Dipl.-Ing. Ursula Legge-Suwelack, Ministerialrat Dr. Bernhardt, Regierungsbaudirektor Dr. Wichmann (Hochschulbau- und Finanzierungsgesellschaft), Rektor Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer.
    –
    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00902
  • Blick auf das verglaste Tagungsbüro, ca. 1972.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00901
  • Sitzungsraum des ZiF, ca. 1972.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00899
  • Wendeltreppe ins Obergeschoss, ca. 1972.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00900
  • Blick ins Obergeschoss des ZiF, ca. 1972.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01865
  • Plenarsaal des ZiF, Tagung zum Thema „Forschung im Konflikt mit Recht und Ethik“, 1974.
    –
    Fotograf: Helga Wehmeyer
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01864
  • Mensa des ZiF, ca. 1980.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Broschüre 1980
  • Blick in eine (Fellow-)Wohnung des ZiF, ca. 1980.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Broschüre 1980

Die erste Forschungsgruppe, die im ZiF schließlich im April 1973 startete, befasste sich mit der „Neuen Mathematik“ (Mengenlehre). Dieses Thema war durchaus bewusst gewählt: In den 1970er Jahren gab es kaum ein größeres Aufregerthema an deutschen Schulen, da an Stelle des traditionellen Rechenunterrichts Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen gelehrt werden sollte. Seit dieser ersten Gruppe, deren Mitglieder (Fellows) für die Dauer der Forschungsgruppe im ZiF lebten und zusammen das Thema bearbeiteten, änderte sich an diesem Modus Operandi nichts. Die Einladungsliste definiert sich damals wie heute über das Thema und die gelebte Interdisziplinarität zu einem nicht geringen Teil über die Nähe, die das gemeinsame Wohnen schafft. Das ZiF versucht seit seiner Anfangszeit immer wieder gesellschaftlich besonders relevante Themen aufzugreifen und interdisziplinär zu definieren sowie zu diskutieren.

Luftbild vom ZiF vom 17. November 1975, Aufnahme von Osten.
–
Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01862

Daneben gibt es am ZiF Studiengruppen mit einer Laufzeit von etwa vier Monaten und Arbeitsgemeinschaften mit ca. einer Woche Laufzeit. Letztere Arbeitsform hatte sich bereits in Rheda etabliert, wo bis zum Umzug insgesamt 54 Arbeitsgemeinschaften stattfanden. Besondere Highlights in der ZiF-Historie waren Besuche von Forschenden wie Elinor Ostrom und Norbert Elias oder Forschungsgruppen zur Theorie des Wohlfahrtsstaates, der klinischen Linguistik, der Spieltheorie oder zur ethnischen Identität in den Amerikas. Daneben ergaben sich über die Jahre regelmäßig Kontakte von Forschenden, die ähnliche Zentren aufbauen wollten (u.a. nach Stellenbosch in Südafrika, Kyoto in Japan und Paris). Diese informierten sich vor allem über die Anlage und Funktionsweise des ZiF, um sich Anregungen für die geplanten Gründungen bzw. Ausgestaltungen einzuholen.

Drillings- statt Interfakultät

Trennung der Fakultät für Pädagogik, Philosophie und Psychologie. Prof. Dr. Lorenz Krüger, Prof. Dr. Armin Hegelheimer, Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann vor dem mit einem Trauerflor versehenen Fakultätsschild, 16. April 1980.
–
Fotograf: Seutter
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00660

Bei der ersten Sitzung der Fachbereichskommission waren sich die Anwesenden – u.a. Prof Dr. Friedrich Kambartel als Vorsitzender, Prof. Dr. Heinz Heckhausen, Prof. Dr. Hermann Lübbe und Prof. Hartmut von Hentig – bereits darin einig, „daß den drei Disziplinen im Rahmen der Universität Bielefeld eine kritische Funktion gegenüber dem wissenschaftlichen Handeln und Reden gemeinsam sein sollte.“ Auf den dieser Orientierung folgenden Namen „Interfakultät“ konnte man sich allerdings nicht einigen, sodass es bei der Drillingsfakultät PPP blieb.

Bereits im November 1965 hatte sich von Hentig gegenüber Professor Dr. Helmut Schelsky dafür ausgesprochen, die Pädagogik in die zu gründende philosophische Fakultät einzuordnen. Die Konzeption Hartmut von Hentigs sah für die Pädagogik zu diesem Zeitpunkt auch schon einen starken psychologischen Anteil vor, sodass die Dreierfakultät konzeptionell Sinn ergab. Nach dem endgültigen Gründungskonzept der Universität Bielefeld hatte die PPP-Fakultät als zentrale Aufgabe die Übernahme des erziehungswissenschaftlichen Studiums für die Lehramtsstudierenden aller Fakultäten.

Cover der Zeitung P-Informationen der Fachschaft Pädagogik zur (in ihren Augen misslungenen) PH-Integration. Vorher war es die Zeitschrift für die PPP-Fakultät. Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, DS 67,2

Im Laufe der Zeit verschob sich diese Aufgabe etwas in Richtung der Ausbildung von Diplom-Pädagoginnen und -Pädagogen und auch in der Psychologie entwickelte sich Umfang und innere Differenziertheit des Studiengangs anders als am Anfang geplant. Aus diesem Grund wurde 1980 die Drillingsfakultät aufgelöst, was von allen drei Fachbereichen mitgetragen wurde. Neu gebildet wurden eine Fakultät für Pädagogik sowie eine Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft. Das Fach Philosophie wurde als Abteilung in die Fakultät für Geschichtswissenschaft integriert. Ohne diese Reorganisation hätte die unmittelbar danach erfolgende Integration der Studierenden der Pädagogischen Hochschule zu einer immens großen und kaum noch handlungsfähigen PPP-Fakultät geführt.

Die Dritte im Bunde: Gründung der Fakultät für Mathematik

Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer und Prof. Dr. Andreas Dress zur Konzeption der Fakultät für Mathematik. Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation „Das Hochschulporträt Bielefeld“, 1969.
–
Quelle: WDR und cinetv (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

In den Gründungsgremien der Universität, die sich im November 1965 konstituierten, war die Mathematik mit Prof. Dr. Friedrich Hirzebruch (Bonn) im Gründungsausschuss und mit Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer (Berlin) im Wissenschaftlichen Beirat vertreten. Hirzebruch leitete ebenfalls die Fachbereichskommission Mathematik, die bis zur Gründung der Universität den Aufbau der Fakultät plante und deren inhaltliche und personelle Ausrichtung festlegte.

Teil des Gründungskonzeptes der Universität waren auch das Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung (IMW), das Institut für Didaktik der Mathematik (IDM) und der Forschungsschwerpunkt Mathematisierung (FSP Mathematisierung), die in der Aufbauphase der Universität als zentrale wissenschaftliche Einrichtungen entstanden. Alle drei Institute sind eng mit der Fakultät verzahnt. Bereits mit der Gründung legte die Fakultät die im Wesentlichen bis heute geltende Grundstruktur fest, die Gliederung der Mathematik in die drei Bereiche Algebra, Analysis und Angewandte Mathematik, und etablierte eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Andreas Dress über die Interdisziplinarität der Fakultät für Mathematik. Interview vom 7.2.2018.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 226

Bielefelder Mathematik ist Spitze

In der Folgezeit konnte sich die Fakultät national und international einen hervorragenden Ruf erarbeiten. Mehrere Sonderforschungsbereiche, Forschungsgruppen und Graduiertenkollegs, durchgängig Spitzenplätze in Rankings in Forschung und Lehre, die hohe Anzahl deutscher und ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die z.B. ihr Forschungsstipendium von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung oder Mittel aus Förderungsprogrammen der DFG oder der Europäischen Union nutzen, um in Bielefeld zu forschen, sowie eine überdurchschnittliche Zitierhäufigkeit waren und sind Beleg dafür.

  • Die Immatrikulation des ersten Studierenden der Universität, des Mathematikstudenten Günther Quandt am 23. Oktober 1969 durch Regierungsoberinspektor Richard Hunold (sitzend). Aufmerksam dabei: Rektor und Mathematikprofessor Grotemeyer und Universitätskanzler Firnhaber.
    –
    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1.33_2_4
  • Wahl der studentischen Vertreter für die Fakultätsgremien am Tag der Eröffnung des Lehrbetriebs am 17. November 1969.
    –
    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.4_2_6
  • Studierende bei der Wahl der studentischen Vertreter für die Fakultätsgremien am Tag der Eröffnung des Lehrbetriebs am 17. November 1969.
    –
    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.4_3_3

Spannende Notiz am Rande: Auch wenn die Mathematik nur die dritte Fakultät der neuen Universität war, so konnte sie doch für sich in Anspruch nehmen, den ersten Studenten der Universität in ihren Reihen zu haben. Am 23. Oktober 1969 und damit einen Tag vor der Fakultätsgründung wurde mit dem Mathematikstudenten Günther Quandt der erste Bielefelder Universitätsstudent überhaupt immatrikuliert.

Einzigartig – die Gründung der Fakultät für Soziologie

Die Fakultät für Soziologie im Rahmen der Universität Bielefeld. Ausschnitt aus dem WDR-Hochschulporträt von 1969.
–
Quelle: WDR (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

Die Fakultät bedeutete einen Durchbruch für die Soziologie in Deutschland. In Bielefeld bot sich durch die Fakultätsgründung die Chance, die Bereiche der soziologischen Ausbildung und Forschung frei von früheren hochschul- und fakultätsgeschichtlichen Entwicklungen neu zu ordnen. Bereits im Vorfeld der Fakultätsgründung setzte das Ringen um die Übernahme der Dortmunder Sozialforschungsstelle und ihrer Bibliothek sowie um ein neuartiges Konzept einer stärker berufsbezogenen Soziologieausbildung ein. Das Kämpfen um einen „berufsbezogenen Diplomstudiengang“, das Konzept der „aktiven Professionalisierung“ und die Prüfungsordnung dominierte neben der Definition von Forschungsschwerpunkten (u.a. Rechtssoziologie, politische Soziologie, Mathematik der Sozialwissenschaften, Lateinamerika- oder Wissenschaftsforschung) die ersten Jahre der Fakultät. Daneben kam es auch vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung zu internen Auseinandersetzungen, die dem klassischen „rechts-links“-Schema entsprachen und sich insbesondere bei Berufungen manifestierten.

  • Fakultätskonferenz am 17. November 1969
    –
    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.3_6_4
  • Prägende soziologische Köpfe: Prof. Dr. Niklas Luhmann und Prof. Dr. Helmut Schelsky während der Fakultätskonferenz am Tag der Eröffnung des Lehrbetriebs am 17. November 1969.
    –
    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.4_1_3
  • Dekan Prof. Dr. Joachim Matthes, während der Fakultätskonferenz am 17. November 1969
    –
    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.4_1_2
  • Autorenkonferenz zur Rowohlt-Taschenbuchreihe „Studie Sozialwissenschaften“ am 13. April 1972 im AVZ der Universität Bielefeld mit Norbert Elias (ganz links), Franz-Xaver Kaufmann, Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, Joachim Matthes (an der rechten Seite) und Ernesto Grassi (ganz rechts).
    –
    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01952

Weltgrößen der Soziologie in Bielefeld

Trotzdem übten die mit der Gründung der Fakultät verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten auch eine große Faszination aus: Die Fakultät – und das ZiF – waren entscheidend dafür, dass sich der 1933 nach Großbritannien geflüchtete Soziologe Norbert Elias von 1978 bis 1984 in Bielefeld aufhielt. Der 18. Deutsche Soziologentag fand 1976 in Bielefeld statt, ebenso der XIII. Weltkongress für Soziologie im Jahr 1994.

Im Kontext dieser Gestaltungsfreiheiten konnte u.a. Niklas Luhmann seine Systemtheorie entwickeln und damit das Außenbild der Fakultät entscheidend mitprägen. Daneben entwickelte die Fakultät in der Folgezeit eine interne Struktur von Arbeits- und Forschungsbereichen, die auch die Erforschung aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse – zum Beispiel in der Medien- oder der Geschlechtersoziologie – ermöglichte.

Heute vereint die Fakultät unter ihrem Dach eine Mehrzahl von Fächern. Neben der allgemeinen Soziologie und mehreren speziellen Soziologien sind die Politikwissenschaft und die Sozialanthropologie sowie die Sozialwissenschaft (als interdisziplinäre Verbindung von Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften) an der Fakultät für Soziologie in Lehre und Forschung vertreten.

  • Eröffnung des XIII. Weltkongresses für Soziologie durch Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth am 18. Juli 1994.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01941
  • Teilnehmer des Weltkongresses in der Universitätshalle.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01939
  • Die Universitätshalle während des Weltkongresses für Soziologie, zu dem sich 4.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt trafen.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01940
  • Erster Niklas Luhmann-Gastprofessor im Jahr 2005: Prof. Harrison C. White, hier bei seiner ersten Vorlesung zusammen mit Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann und Dekan Prof. Dr. Lutz Leisering am 11. Mai 2005.
    –
    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universität Bielefeld

Erste Fakultät der Universität: Rechtswissenschaft

Die Vertreter der Fakultät für Rechtswissenschaft am Tag der Aufnahme des Lehrbetriebs am 17.11.1969. V.l.n.r.: Dekan Prof. Dr. Jochen A. Frowein, Prof. Dr. Günther Dickel, Dr. Herbert Fiedler, Prof. Dr. Eckard Rehbinder, Prof. Dr. Volker Emmerich, Prof. Dr. Winfried Brohm und Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde.
–
Fotograf: Bernhard Preker
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG 1.5_4_5

Bereits in den Gründungsgremien war die Rechtswissenschaft stark vertreten. Neben Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker, der das Fach im Gründungsausschuss – ab 1967 als Vorsitzender – vertrat und im September 1969 zum ersten Rektor der Universität gewählt wurde, saßen mit Ernst-Wolfgang Böckenförde, Günther Jahr, Armin Kaufmann, Werner Maihofer und Dieter Nörr 1966 fünf weitere Juristen im Wissenschaftlichen Beirat, die im Planungsprozess die Fachbereichskommission Rechtswissenschaft bildeten.

Prof. Dr. Eckhard Rehbinder über die Neuausrichtung des rechtswissenschaftlichen Studiums an der Universität Bielefeld. Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation „Das Hochschulporträt Bielefeld“, 1969.
–
Quelle: WDR und cinetv (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

Das „Bielefelder Modell“ der einstufigen Juristenausbildung

Die Fachbereichskommission Rechtswissenschaft sah ihren Beitrag im Rahmen der Reformuniversität Bielefeld in der Notwendigkeit einer Reform des juristischen Studiums und nahm dabei die jahrzehntelange Kritik an einer zu theoretischen, praxisfernen, langen und zu einseitig auf das Richteramt angelegten Juristenausbildung auf. Nachdem 1971 die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erprobung anderer Ausbildungsformen geschaffen worden waren, lieferte die Fakultät in Bielefeld – neben anderen Universitäten der Bundesrepublik – einen eigenen Beitrag zur sogenannten einstufigen Juristenausbildung („Bielefelder Modell“). Im Wintersemester 1973/74 nahm der erste Ausbildungsjahrgang mit 187 Teilnehmern an der Universität Bielefeld das Studium im Rahmen der einstufigen Ausbildung auf. Kennzeichen waren eine enge Verbindung von praktischer und theoretischer Ausbildung, eine Schwerpunktbildung in der Endphase der Ausbildung, eine Verteilung des Prüfungsstoffes auf die gesamte Ausbildungszeit und eine Betreuung der Studierenden in Kleingruppen.

Öffentliche Anhörung von Sachverständigen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung zum Bielefelder Modell der einstufigen Juristenausbildung, die der Justizausschuss des NRW-Landtags am 26. Januar 1984 im ZiF durchgeführt hatte. Ergebnis: Das Modell sei richtungsweisend und habe sich bewährt, die Neuordnung auf Bundesebene, die ein Ende des Bielefelder Modells bedeute, ein Schritt in die falsche Richtung.
–
Fotograf: Manfred Kettner
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01922

Primär aus politischen Gründen wurde nach dem Regierungswechsel 1982/83 dieses Reformprojekt bundesweit abgebrochen. Ein Gesetzesentwurf, der wesentliche Teile des „Bielefelder Modells“ enthielt, wurde nicht mehr umgesetzt.

Gründung des mit großem Interesse aus Justiz, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gegründeten Instituts für Deutsches, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht am 31. Oktober 1988. Die Vorstandsmitglieder (v.l.) Professor Dr. Wolfgang Oehler, Prof. Dr. Peter Hommelhoff, Prof. Dr. Meinhard Hilf und Prof. Dr. Norbert Horn.
–
Foto: Universität Bielefeld
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld.

Sprungbrett Bielefeld

Seitdem bildet die mittlerweile größte Fakultät der Universität zwar wieder auf traditionelle Weise in einer zweistufigen Ausbildung (Studium und Referendariat) Juristinnen und Juristen aus, ist aber weiterhin gegenüber aktuellen Studienreformbestrebungen aufgeschlossen. Bewahrt hat sich die inzwischen internationaler, jünger und weiblicher gewordene Fakultät darüber hinaus eine besondere Wertschätzung der Grundlagenfächer Philosophie, Geschichte und Soziologie.

Die Fakultät bedeutete für einige ihrer Angehörigen auch ein Sprungbrett in höhere Ämter. Maihofer wurde wenige Jahre nach seiner Berufung nach Bielefeld Bundesminister für besondere Aufgaben (1972-1974) und anschließend Bundesinnenminister (1974-1978) in einer sozialliberalen Koalition. Und nicht weniger als fünf Bielefelder oder ehemalige Bielefelder Professorinnen und Professoren bekleideten das Amt eines Bundesverfassungsrichters bzw. einer Bundesverfassungsrichterin.

  • Prof. Dr. Werner Maihofer: 1972-1974 Bundesminister für besondere Aufgaben und 1974-1978 Bundesinnenminister. Prof. Dr. Dieter Grimm: 1987-1999 Bundesverfassungsrichter.
    –
    Fotograf: Stefan Hörttrich
    Quelle: WB (Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01923)
  • Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde: 1983-1996 Bundesverfassungsrichter.
    –
    Foto: Universität Bielefeld
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Udo Steiner: 1995-2007 Bundesverfassungsrichter.
    –
    Foto: Universität Bielefeld
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier: 1998-2010 Bundesverfassungsrichter, davon 2002-2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
    –
    Foto: Universität Bielefeld
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Prof. Dr. Gertrude Lübbe-Wolff: 2002-2014 Bundesverfassungsrichterin.
    –
    Foto: Universität Bielefeld
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Spannende Notiz am Rande: Der in Bielefeld geborene Bernhard Schlink startete als wissenschaftlicher Assistent von der Fakultät für Rechtswissenschaft aus nicht nur eine Karriere als Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie, sondern auch als Bestsellerautor.

Das „Zentrum der Universität“ nimmt seine Arbeit im Schloss Rheda auf

Helmut Schelsky erklärt die Konzeption und Arbeitsweise des ZiF. Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation „Das Hochschulporträt Bielefeld“, 1969.
–
Quelle: WDR und cinetv (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

Das ZiF wurde als eine in Deutschland einzigartige Universitätseinrichtung gegründet und nahm bewusst vor dem Start des Lehrbetriebs der Universität seine Arbeit auf. Die Einrichtung war eine besondere Idee von Helmut Schelsky, der auch der erste Leiter wurde. Konzipiert wurde das erste deutsche Institute for Advanced Study nach dem Vorbild der amerikanischen Institute in Princeton und Stanford.

Harald Weinrich berichtet über die Reise in die USA (nach Princeton, Stanford und Wesleyan) im Dezember 1969. Interview vom 28.2.2018. Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 234

Holpriger Start wird zur Tugend

Schelsky sah die Aufgabe des ZiF in der „Wiedervereinigung der Wissenschaften“ als Gegenbewegung zur immer weiter erfolgten Spezialisierung. Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte er an ein Center for Advanced Studies zur interdisziplinären Zusammenarbeit in Deutschland gedacht. In den Aufbauschriften zur Neugründung wurde das ZiF schließlich als „Zentrum der Universität“ bezeichnet, was die starke interdisziplinäre Ausrichtung der Bielefelder Reformuniversität deutlich macht. In der Satzung des Zentrums wurde insbesondere die interdisziplinäre Grundlagenforschung als Einrichtungsziel hervorgehoben.

  • Der Dienstwagen des ZiF-Direktors und Universitätsplaners Professor Helmut Schelsky vor Schloss Rheda (ca. 1971).
    –
    Fotograf: Friedbert Penke
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Professor Werner Maihofer, geschäftsführender ZiF-Direktor, mit Sekretärin in Schloss Rheda, 1971.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung
  • Grundriss der ZiF-Räume in Schloss Rheda. Seite aus einem Leporello mit Informationen über Rheda und Wiedenbrück (vermutlich für Teilnehmende der Arbeitsgemeinschaften), ca. 1970.
    –
    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Von 1968 bis zur Fertigstellung des ZiF-Gebäudes am Wellenberg arbeitete das Zentrum im Schloss Rheda. Dr. Gerhard Sprenger, von 1971 bis 1998 geschäftsführender Direktor des ZiF, schilderte die Zeit im Schloss folgendermaßen: „Neben einigen Büroräumen gab es dort einen mittelgroßen Tagungsraum und etwas Nebengelaß. Alles andere fehlte: Es waren noch nicht alle Mitarbeiterstellen besetzt, es mangelte an Wohnungen für Gäste und das Institut entbehrte vor allem der Universität im Hintergrund, die noch im Aufbau war“.

Aus diesen strukturellen Beschränkungen heraus traten in den Anfangsjahren in Rheda die Arbeitsgemeinschaften und Tagungen in den Vordergrund, die in der Regel nur einige Tage dauerten. Erst nach dem Umzug auf den Campus veränderte sich das Forschungsprofil hin zu lange laufenden Forschungsgruppen, wobei das Format der Arbeitsgemeinschaften ebenfalls bis heute fortbesteht.

© 2020
Universität Bielefeld

Impressum
Datenschutz