
Vortrag im Rahmen des Kolloquiums ZT & K/G.
„Wir sind es heute gewohnt, politische Macht mit ‚Mitsprache‘ gleichzusetzen und Partizipationskonflikte als Kämpfe um das Recht, seine ‚Stimme‘ zu erheben und ‚gehört‘ zu werden, aufzufassen. Diese Sichtweise lässt aber ein anderes, nicht weniger konstitutives Element politischer Kommunikation leicht in Vergessenheit geraten: das Schweigen. Während der Politikbegriff noch in der Frühen Neuzeit sehr wesentlich mit dem Schweigen verknüpft war, ist die politische Entwicklung Europas seit der Französischen Revolution meist im Sinne eines Kampfes gegen das Schweigen interpretiert worden: gegen das auferlegte Schweigen der Stimmlosen im Namen ihrer politischen Mündigkeit einerseits, sowie gegen das hoheitliche Arkanum zugunsten politischer Transparenz andererseits. Der Vortrag erörtert das analytische Potenzial einer Geschichte des politischen Schweigens und thematisiert die theoretischen und methodischen Fragen, vor die sich eine historiographische Auseinandersetzung mit diesem eigensinnigen Kommunikationsmodus gestellt sieht. Anhand von exemplarischen Fallstudien aus dem Europa des langen 19. Jahrhunderts wird gezeigt, wie der Blick auf das Schweigen als Grenzfall politischen Sprachgebrauchs dazu beitragen kann, den langfristigen historischen Wandel der Erwartungen, die an politisches Kommunikationshandeln gestellt werden, auf neue Weise in den Blick zu nehmen.“
Die Veranstaltung findet sowohl als Videokonferenz (Zoom) als auch, nach Möglichkeit, in Präsenz statt.
Für Zoom-Zugangsdaten sowie Informationen zur Präsenzveranstaltung können sich Teilnahmeinteressierte per E-Mail an
theoriezentrale-geschichte@uni-bielefeld.de, nadine.engler@uni-bielefeld.de oder anke.schwengelbeck@uni-bielefeld.de
wenden. Teilnahmeinteressierte melden sich bitte bis zwei Tage vor dem Termin an.