
Der Prozess der geologischen Tiefenlagerung hat in Deutschland nach dem Gorleben-Moratorium (2000) mit dem Standortauswahlgesetz (2013) Fahrt auf-genommen. Bis 2031 soll der Standort für ein Lager für wärmeproduzierenden radioaktiven Abfall gefunden werden. Das Konzept der geologischen Tiefenlagerung begründet sich aus den Tatsachen, dass die Abfälle für eine Mio. Jahre von der Biosphäre isoliert werden müssen, es unmöglich ist die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft über solche Zeiträume zu prognostizieren, es aber wohl möglich ist geologische Entwicklungen plausibel zu prognostizieren.
Es stellen sich eine Reihe von Fragen: Kann man wirklich die Entwicklung eines Lagers über viele hunderttausend Jahre vorhersagen? Gibt es Alternativen zur Tiefenlagerung? Sind die Unwägbarkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung nicht doch ein Problem, wenn man berücksichtigt, dass mit dem Ende der Einlagerung erst in etwa 100 Jahren gerechnet wird?
Die eigentliche Herausforderung der Tiefenlagerung ist nicht vorrangig natur- bzw. ingenieurwissenschaftlicher Art. Es handelt sich vielmehr um ein komplexes sozio-technisches Problem, das sich zeitlich über mehrere Generationen erstreckt und in dem sich der Stand der Wissenschaft und die Einstellung der Gesellschaft zu möglichen Lösungen ändern wird.
CV
Friedemann Wenzel ist emeritierter Professor für Geophysik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er hat unter anderem an der Columbia Universität in New York geforscht, an der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation in Sydney und am GeoForschungsZentrum Potsdam. Er ist Mitglied der Heidelberg Academy of Sciences and Humanitites, der Acatech Projektgruppe „Geothermal Technologies for Urban Areas“ und der Expert Group on Nuclear Waste Disposal (EGT).
Seine Forschungsgebiete sind Seismologie, die Schätzung von Schäden von Naturkatastrophen, insbesondere Erdbeben, Methoden der Schadensminderung und des Katastrophenmanagements insbesondere in urbanen Regionen, die sichere Lagerung von radioaktiven Abfällen in geologischen Tiefenlagern und die Nutzung geothermischer Energie.
Der Link zur Teilnahme befindet sich auf der Website.