

2019 feiert die Reform-Universität Bielefeld ihr 50-jähriges Bestehen. Das Jubiläum ist Anlass einer kritischen Befragung von theoretischen Entwürfen der Institution Universität. Was bleibt vom Geist der Reform, deren Vision des interfakultativen Austauschs sich in Bielefeld auch in der Architektur des Nachkriegsbaus niederschlug? Ist der sogenannte ‚Bologna-Prozess’ womöglich nichts anderes als eine Iteration desselben Reform-Geistes? Anders gefragt: Ist es ein Geist, der der Institution ihre Prägung gibt oder sind es nicht vielmehr viele Geister, die dort umgehen, sie bewohnen oder heimsuchen, indem sie sie an das Unabgegoltene ihrer Statuten, Präambeln und Motti erinnern? Beschwören wir Gespenster oder rufen wir den Geist wach, wenn wir von der „Freiheit“ und „Einsamkeit“, der „Einheit von Forschung und Lehre“ oder von der „unbedingten Universität“ sprechen? Fragen wie diese werden im Zuge der Tagung diskutiert, die Gründungsentwürfe von Universität und ihre gespenstische Wiederkehr beleuchtet.
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Programm
Mittwoch, 9. Oktober 2019
9:00 – 9:30
Mona Körte, Elisa Ronzheimer: Einführung
Grußwort von Petra Wagner, Dekanin der Fakultät für
Linguistik und Literaturwissenschaft
9:30 – 11:30
Hendrik Birus (Jacobs University Bremen):
Chancen der Krise? Zur Aktualität der Berliner Hochschulreform-Diskussion vor zwei Jahrhunderten
Angus Nicholls (Queen Mary University of London):
Interdisciplinarity Before the Disciplines: Biology, Philology and Anthropology in the Early History of Comparative Literature
Moderation: Walter Erhart
12:00 – 13:00
Cornelia Ortlieb (FU Berlin):
Präsenz, Dialog und die „Selbsttätigkeit des Geistes“. Johann Gottlieb Fichtes Erfindung der sokratischen Akademie
Moderation: Jan Andres
14:30 – 16:30
Johanna-Charlotte Horst (LMU München):
Orientierungskurs. Kant und Derrida zum Grund der Universität
Hans-Christian Riechers (Universität Freiburg):
Institutionelle Phantasie. Michael Land- manns Ideen zur „literaturwissenschaftlichen Systematik“ und Peter Szondis Seminar für Literaturwissenschaft
Moderation: Arin Haideri
17:00 – 18:00
Georg Witte (FU Berlin):
Agentur des Fremden: Übersetzung als praktische und theoretische Komparatistik
Moderation: Mareike Gronich
Donnerstag, 10. Oktober
9:00 – 11:00
Regina Karl (Rutgers University):
Trigger Warnings. Zur Unübersetzbarkeit pädagogischen Handelns
Michael Huber (Universität Bielefeld):
Parasiten universitärer Entscheidungen. Wie man Professor Hackmanns Affäre im „Der Campus“ von Dietrich Schwanitz lesen kann
Moderation: Matthias Buschmeier
11:30 – 13:30
Helga Schwalm (Humboldt Universität zu Berlin):
Die Wiederkehr der Kritik: Bildungsmisere und Literaturwissenschaft in der englischen Campus Novel
Heide Volkening (Universität Greifswald): Geld, Geist und Geschlecht
Moderation: Marius Littschwager