

Machtlos einem ständig wiederkehrenden Verlangen zu erliegen – das versteht man im Allgemeinen unter einer Sucht. Im Extremfall verpassen die Betroffenen dabei Chancen auf ein erfülltes und sinnvolles Leben. Das ist aber sicher nicht alles, was man über das Verhältnis von Sucht, Macht und Sinn sagen kann. Betrachtet man die Bedingungen, unter denen ein Mensch süchtig wird, ist eine Sucht auf den zweiten Blick eine Bewältigungsstrategie, die durchaus Sinn ergibt. Um angemessen mit dieser Erkrankung umgehen zu können, ist es erforderlich, diesen Sinn zu verstehen. Macht und Einfluss auf den Umgang mit Sucht haben aber auch die situativen Bedingungen. Institutionelle und gesellschaftliche Strukturen können die Erkrankung begünstigen – oder sie stärken Menschen oder sie stärken Menschen darin, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Diesen komplexen Zusammenhang werden wir auf dem Bielefelder Tag der Medizinethik aus medizinischer, ethischer und soziologischer Sicht sowie aus unterschiedlichen Erfahrungsperspektiven beleuchten.