05.09.1969

Herzanfall nach der Wahl zum Uni-Rektor

Im Spätsommer 1969 erreicht die Universitätsgründer in Ostwestfalen die Nachricht, dass die Landesregierung die Satzung der Universität, um die lange und intensiv gerungen worden war, genehmigt habe. Damit und mit dem Erreichen der in der Satzung festgelegten Zahl von Professorinnen und Professoren sowie wissenschaftlichen Mitarbeitenden ist die entscheidende Grundlage für die Konstituierung der Universitätsgremien gelegt.

Konstituierung des Senats im Großen Sitzungssaal des Bielefelder Rathauses. An der Stirnseite Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Rektor Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker und dessen persönlicher Referent Dr. Udo Jansen.

Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_5_3

Am Nachmittag des 5. September 1969 trafen sich 14 Vertreter des Lehrkörpers, sieben wissenschaftliche Mitarbeitende – unter ihnen mit der ZiF-Assistentin Dr. Dorothea Böhmer die einzige Frau – und sieben nicht stimmberechtigte Vertreter von Gründungsausschuss und Wissenschaftlichem Beirat im Großen Sitzungssaal des Rathauses der Stadt Bielefeld.

Die einzigen Tagesordnungspunkte waren die Konstituierung des Senats und die Wahl eines Rektors. Allerdings hatte man sich bereits im Vorfeld darauf geeinigt, dass beides in Kürze wiederholt werden solle, da die Satzung eine Beteiligung aller Fakultäten und der verfassten Studierendenschaft vorsah. Zu diesem Zeitpunkt aber hatten sich weder die Fakultäten für Soziologie und für Mathematik noch die Studierendenschaft konstituiert.

In einer Pause während der Sitzung des Senats: Der neue Rektor Prof. Dr. Mestmäcker im Gespräch mit Universitätskanzler Dr. Firnhaber.

Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_4_3

Die Wahl

Zum Rektor gewählt wurde mit großer Mehrheit der Vorsitzende des Gründungsausschusses und im Februar 1969 vom Kultusminister mit der Führung der Rektoratsgeschäfte beauftragte Jurist Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker. Der Mathematiker Prof. Dr. Karl-Peter Grotemeyer, der gerade erst den Ruf an die Universität angenommen hatte und ebenfalls mit großer Mehrheit gewählt, wurde Mestmäcker als einziger Prorektor zur Seite gestellt.

Nach der Wahl stellte sich Mestmäcker den Fragen des WDR-Reporters Werner Höcker.

Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_3_2

Dunkler Schatten

Doch schon wenige Stunden danach fiel ein dunkler Schatten auf die erfolgreiche Wahl. Ernst-Joachim Mestmäcker, der sich nach der Senatssitzung noch den Fragen von Presse und Rundfunk gestellt hatte, erlitt wenige Stunden später einen Herzanfall und musste von seinem Fahrer in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht werden.

Zeitzeugen zu den dramatischen Ereignissen des Tages der Senatskonstituierung. Ausschnitt aus dem Film „Rektor auf Lebenszeit“ zu Ehren Karl Peter Grotemeyers, 2009.

Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 47

Zwar traten die schlimmsten Befürchtungen der am Gründungsprozess Beteiligten nicht ein. Dennoch führte die anhaltende gesundheitliche Beeinträchtigung Mestmäckers dazu, dass im März 1970 nicht dieser sondern Prorektor Grotemeyer, der bereits ab dem 5. September 1969 die Wahrnehmung der Rektoratsgeschäfte interimsweise übernommen hatte, zum Rektor gewählt wurde. Dies blieb er bis 1992 und ist damit wohl bis heute der Rektor mit der längsten Amtszeit in Deutschland.

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