16.09.1969

Einzigartig – die Gründung der Fakultät für Soziologie

Auf Schloss Rheda wird am 16. September 1969 die erste Fakultät für Soziologie in der Geschichte des deutschen Hochschulwesens gegründet. Zum Dekan wählt die Fakultätskonferenz Prof. Dr. Joachim Matthes; Prof. Dr. Niklas Luhmann wird Prodekan. Das Gründungspersonal der Fakultät kommt – wie der Universitätsplaner Schelsky – zum großen Teil von der Sozialforschungsstelle Dortmund der Universität Münster.

Die Fakultät für Soziologie im Rahmen der Universität Bielefeld. Ausschnitt aus dem WDR-Hochschulporträt von 1969.

Quelle: WDR (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

Die Fakultät bedeutete einen Durchbruch für die Soziologie in Deutschland. In Bielefeld bot sich durch die Fakultätsgründung die Chance, die Bereiche der soziologischen Ausbildung und Forschung frei von früheren hochschul- und fakultätsgeschichtlichen Entwicklungen neu zu ordnen. Bereits im Vorfeld der Fakultätsgründung setzte das Ringen um die Übernahme der Dortmunder Sozialforschungsstelle und ihrer Bibliothek sowie um ein neuartiges Konzept einer stärker berufsbezogenen Soziologieausbildung ein. Das Kämpfen um einen „berufsbezogenen Diplomstudiengang“, das Konzept der „aktiven Professionalisierung“ und die Prüfungsordnung dominierte neben der Definition von Forschungsschwerpunkten (u.a. Rechtssoziologie, politische Soziologie, Mathematik der Sozialwissenschaften, Lateinamerika- oder Wissenschaftsforschung) die ersten Jahre der Fakultät. Daneben kam es auch vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung zu internen Auseinandersetzungen, die dem klassischen „rechts-links“-Schema entsprachen und sich insbesondere bei Berufungen manifestierten.

  • Fakultätskonferenz am 17. November 1969

    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.3_6_4
  • Prägende soziologische Köpfe: Prof. Dr. Niklas Luhmann und Prof. Dr. Helmut Schelsky während der Fakultätskonferenz am Tag der Eröffnung des Lehrbetriebs am 17. November 1969.

    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.4_1_3
  • Dekan Prof. Dr. Joachim Matthes, während der Fakultätskonferenz am 17. November 1969

    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG_1.4_1_2
  • Autorenkonferenz zur Rowohlt-Taschenbuchreihe „Studie Sozialwissenschaften“ am 13. April 1972 im AVZ der Universität Bielefeld mit Norbert Elias (ganz links), Franz-Xaver Kaufmann, Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, Joachim Matthes (an der rechten Seite) und Ernesto Grassi (ganz rechts).

    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01952

Weltgrößen der Soziologie in Bielefeld

Trotzdem übten die mit der Gründung der Fakultät verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten auch eine große Faszination aus: Die Fakultät – und das ZiF – waren entscheidend dafür, dass sich der 1933 nach Großbritannien geflüchtete Soziologe Norbert Elias von 1978 bis 1984 in Bielefeld aufhielt. Der 18. Deutsche Soziologentag fand 1976 in Bielefeld statt, ebenso der XIII. Weltkongress für Soziologie im Jahr 1994.

Im Kontext dieser Gestaltungsfreiheiten konnte u.a. Niklas Luhmann seine Systemtheorie entwickeln und damit das Außenbild der Fakultät entscheidend mitprägen. Daneben entwickelte die Fakultät in der Folgezeit eine interne Struktur von Arbeits- und Forschungsbereichen, die auch die Erforschung aktueller gesellschaftlicher Transformationsprozesse – zum Beispiel in der Medien- oder der Geschlechtersoziologie – ermöglichte.

Heute vereint die Fakultät unter ihrem Dach eine Mehrzahl von Fächern. Neben der allgemeinen Soziologie und mehreren speziellen Soziologien sind die Politikwissenschaft und die Sozialanthropologie sowie die Sozialwissenschaft (als interdisziplinäre Verbindung von Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften) an der Fakultät für Soziologie in Lehre und Forschung vertreten.

  • Eröffnung des XIII. Weltkongresses für Soziologie durch Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth am 18. Juli 1994.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01941
  • Teilnehmer des Weltkongresses in der Universitätshalle.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01939
  • Die Universitätshalle während des Weltkongresses für Soziologie, zu dem sich 4.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt trafen.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01940
  • Erster Niklas Luhmann-Gastprofessor im Jahr 2005: Prof. Harrison C. White, hier bei seiner ersten Vorlesung zusammen mit Rektor Prof. Dr. Dieter Timmermann und Dekan Prof. Dr. Lutz Leisering am 11. Mai 2005.

    Fotografin: Norma Langohr
    Quelle: Universität Bielefeld