19.02.1968

Das „Zentrum der Universität“ nimmt seine Arbeit im Schloss Rheda auf

Die Keimzelle der Universität startet seine Arbeit: „Die Stellung der Assistentenschaft in der Universität“ ist das erste Thema, mit dem sich am 19. Februar 1968  eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) befasst. Sitz des ZiF ist zu diesem Zeitpunkt das Schloss Rheda, da in Bielefeld noch keine Gebäude bereitstanden.

Helmut Schelsky erklärt die Konzeption und Arbeitsweise des ZiF. Ausschnitt aus der WDR-Dokumentation „Das Hochschulporträt Bielefeld“, 1969.

Quelle: WDR und cinetv (Universitätsarchiv Bielefeld, FS 31)

Das ZiF wurde als eine in Deutschland einzigartige Universitätseinrichtung gegründet und nahm bewusst vor dem Start des Lehrbetriebs der Universität seine Arbeit auf. Die Einrichtung war eine besondere Idee von Helmut Schelsky, der auch der erste Leiter wurde. Konzipiert wurde das erste deutsche Institute for Advanced Study nach dem Vorbild der amerikanischen Institute in Princeton und Stanford.

Harald Weinrich berichtet über die Reise in die USA (nach Princeton, Stanford und Wesleyan) im Dezember 1969. Interview vom 28.2.2018. Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 234

Holpriger Start wird zur Tugend

Schelsky sah die Aufgabe des ZiF in der „Wiedervereinigung der Wissenschaften“ als Gegenbewegung zur immer weiter erfolgten Spezialisierung. Bereits Anfang der 1960er Jahre hatte er an ein Center for Advanced Studies zur interdisziplinären Zusammenarbeit in Deutschland gedacht. In den Aufbauschriften zur Neugründung wurde das ZiF schließlich als „Zentrum der Universität“ bezeichnet, was die starke interdisziplinäre Ausrichtung der Bielefelder Reformuniversität deutlich macht. In der Satzung des Zentrums wurde insbesondere die interdisziplinäre Grundlagenforschung als Einrichtungsziel hervorgehoben.

  • Der Dienstwagen des ZiF-Direktors und Universitätsplaners Professor Helmut Schelsky vor Schloss Rheda (ca. 1971).

    Fotograf: Friedbert Penke
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
  • Professor Werner Maihofer, geschäftsführender ZiF-Direktor, mit Sekretärin in Schloss Rheda, 1971.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Zentrum für interdisziplinäre Forschung
  • Grundriss der ZiF-Räume in Schloss Rheda. Seite aus einem Leporello mit Informationen über Rheda und Wiedenbrück (vermutlich für Teilnehmende der Arbeitsgemeinschaften), ca. 1970.

    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Von 1968 bis zur Fertigstellung des ZiF-Gebäudes am Wellenberg arbeitete das Zentrum im Schloss Rheda. Dr. Gerhard Sprenger, von 1971 bis 1998 geschäftsführender Direktor des ZiF, schilderte die Zeit im Schloss folgendermaßen: „Neben einigen Büroräumen gab es dort einen mittelgroßen Tagungsraum und etwas Nebengelaß. Alles andere fehlte: Es waren noch nicht alle Mitarbeiterstellen besetzt, es mangelte an Wohnungen für Gäste und das Institut entbehrte vor allem der Universität im Hintergrund, die noch im Aufbau war“.

Aus diesen strukturellen Beschränkungen heraus traten in den Anfangsjahren in Rheda die Arbeitsgemeinschaften und Tagungen in den Vordergrund, die in der Regel nur einige Tage dauerten. Erst nach dem Umzug auf den Campus veränderte sich das Forschungsprofil hin zu lange laufenden Forschungsgruppen, wobei das Format der Arbeitsgemeinschaften ebenfalls bis heute fortbesteht.