Ukrainische Geschichte und Gegenwart in der Lehre


Autor*in: Universität Bielefeld

An dieser Stelle sammeln wir aktuelle Initiativen von Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld, die Bezug zum Krieg in der Ukraine haben. Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

+++ 09.10.2023

Ukrainische Geschichte und Gegenwart in der Lehre

Historiker*innen und Literaturwissenschaftler*innen aus Deutschland, Großbritannien, Kanada, Polen, den USA und der Ukraine diskutieren am 14. Oktober in der Universität Bielefeld über den Stand und Perspektiven der Ukrainestudien an deutschen Universitäten. Der Workshop trägt den Titel „The Ukrainian Past and Present at German Universities: Teaching Experiences” („Die ukrainische Geschichte und Gegenwart an deutschen Universitäten: Lehre-Erfahrungen“). Er ist der erste interdisziplinäre Versuch, kritisch darüber nachzudenken, wie sich die universitäre Lehre mit Ukrainebezug in den vergangenen anderthalb Jahren verändert hat und vor welchen Perspektiven die interdisziplinäre Ukrainistik steht.

Zum Organisationsteam gehört Dr. Yaroslav Zhuravlov, der kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine als Gastwissenschaftler an die Universität Bielefeld gekommen ist. Er bietet in Bielefeld Seminare zur ukrainischen Geschichte an. „Aus Gesprächen mit vielen deutschen und ukrainischen Kolleg*innen ist die Idee entstanden, uns über unsere Erfahrungen und Bedürfnisse, aber auch über systematische Probleme und Perspektiven auszutauschen“, sagt der ukrainische Historiker.

Die Tagung findet in englischer Sprache im Gebäude X (Raum X A2-103) der Universität Bielefeld statt und wird hybrid ausgerichtet. Um Anmeldung – sowohl für Teilnahme vor Ort wie auch online – wird bis 10. Oktober gebeten (war-and-peace@uni-bielefeld.de). Ermöglicht wird der Workshop durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zum Programm des Workshops.

+++ 05.10.2023

Wie der Krieg zwei Wissenschaftsdisziplinen herausfordert

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stehen sie besonders im Fokus: Die Friedens- und Konfliktforschung sowie die Osteuropastudien. Expert*innen beider Disziplinen sind wichtige Stimmen in der öffentlichen Debatte. Mit den Beziehungen zwischen den beiden Fächern befasst sich ein Symposium am 12. und 13. Oktober in der Universität Bielefeld. Der Titel „War and Peace in Ukraine: Reflecting, Studying and Engaging Across Disciplines“ (Krieg und Frieden in der Ukraine: fachübergreifend reflektieren, erforschen und engagieren). Diskutiert werden ebenfalls die Herausforderungen, die mit einer Beteiligung an einer hochgradig politischen öffentlichen Debatte wie der um den Krieg in der Ukraine verbunden sind – die ukrainische Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviichuk gehört zu den Teilnehmenden der Konferenz.

Etwa dreißig Jahre lang hatten die Friedens- und Konfliktforschung und die Osteuropastudien in Deutschland nur wenig gemein. „Das hat sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine radikal geändert“, sagt die Historikerin Professorin Dr. Kornelia Kończal von der Universität Bielefeld. Sie hat das Symposiums in Bielefeld gemeinsam mit ihren Bielefelder Kollegen Dr. Yaroslav Zhuravlov und Professor Dr. Frank Grüner konzipiert. „Bedingt durch das gestiegene öffentliche Interesse an der Ukraine und ihrer Geschichte sind Stimmen aus beiden Disziplinen aus den Medien nicht mehr wegzudenken“, sagt Kończal.

Die Teilnehmenden der Konferenz erörtern die sich verändernden Beziehungen zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und den Osteuropastudien. Namhafte Vertreter*innen beider Fachrichtungen kommen zusammen, um über methodische Ansätze, Kontroversen, Begegnungen und verpasste Chancen zu diskutieren. Mehr zur Tagung in unserer Pressemitteilung.

+++ 10.07.2023

Ukrainische Gäste erleben Bielefelder Forschung und Lehre

Summer School an der Universität Bielefeld sorgt für akademische Normalität ukrainischer Studierender, Promovierender und Lehrender

Für acht Wochen sind 15 Studierende, 5 Promovierende und 5 Professorinnen aus der in Frontnähe gelegenen ukrainischen Universität Saporischschja zu Gast an der Universität Bielefeld. Die Sommerschule beinhaltet neben einem intensiven Deutschsprachkurs ein vielfältiges, englischsprachiges Studienprogramm, das Bielefelder Theorieansätze, aktuelle Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Lehr- und Forschungsansätze vermittelt. Ergänzt wird das Kursprogramm durch eine Reihe von Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung von Bielefeld. Die 25 Gäste erleben während der Summer School wieder ein wenig akademische Normalität – in ihrer Heimat können sie nur online studieren.

Die Studiengruppe wird von den Professorinnen Oksana Kazakova, Olga Makliuk, Iryna Savchenko, Oksana Sokolova und Olena Tupakhina von den Fakultäten für Geschichte und Anglistik der Universität Saporischschja begleitet. Ihr Besuch in Bielefeld ermöglicht es, die zukünftige Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen den beiden Universitäten auszuloten.


Im Rahmen der Sommerschule gibt es am Donnerstag, 13. Juli, eine weitere Veranstaltung der Reihe „Peace & Conflict Talk (PaCT)“ des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität mit dem Titel „Saporischschja: Leben und Arbeiten an der Frontlinie.“ Dozentinnen und Promovierende der Universität Saporischschja geben vielfältige Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit rund 40 Kilometer von der der Frontlinie. Was geschieht in den besetzten Gebieten? Was hat sich mit dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive geändert? Und was kann getan werden, um Menschen zu helfen, die in Saporischschja leben und sterben?
Die Veranstaltung findet in der Zeit von 12 Uhr bis 13.30 Uhr hybrid im Raum X-B2-103 im Gebäude X der Universität statt. Dr. Kornelia Kończal, Professorin für Public History an der Universität Bielefeld, moderiert die Veranstaltung.

+++ 23.02.2023

Ein Jahr Krieg – Gedenken und Fragen zu Krieg und Frieden

Das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld und das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt veranstalten am 24. Februar von 10 bis 11.30 Uhr online den sechsten Peace Conflict Talk (PaCT). Anlässlich 365 Tage Krieg in der Ukraine möchten die Organisatoren*innen den Wissenschaftler*innen aus der Ukraine Raum geben, ihre Situation und ihre Bedürfnisse darzustellen.

Sie haben die Wissenschaftlerin Dr. Iryna Hubeladze, Institut für soziale und politische Psychologie, Kiew (Ukraine), eingeladen, die Einblicke zum Jahrestag geben wird. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, wie es um die Friedenskonzepte in Deutschland auf der Grundlage der Bielefelder Friedensstudie stand, als der große Krieg begann. Weitere Gesprächspartner*innen der Online-Veranstaltung sind: Dr. Elif Sandal, Dr. Arin Ayanian, Marco Eden, Nico Mokros und Professor Dr. Andreas Zick zu Zwischenergebnissen der BIEFrie (Bielefeld PeaceStudie). Der Einwahllink für die Online-Veranstaltung und die Daten: Meeting-ID: 691 8805 2662, Password: 735655.

Der Peace & Conflict Talk (PaCT) ist ein Forum für interessierte Menschen, die verstehen wollen. Die Organisator*innen tauschen ihre Perspektiven auf die vergangenen und aktuellen Zustände und Entwicklungen aus.

+++ 09.05.2022

Studie erhebt Meinungen zum Krieg in der Ukraine

Das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld startet eine Umfrage zu den Meinungen und Erfahrungen von Bürger*innen zum Krieg in der Ukraine. An der Bielefelder Friedensstudie (BIEFrie) können alle teilnehmen, die an der Forschung interessiert sind. Die Studie ist wissenschaftlich unabhängig und wird nicht von Dritten finanziert. Sie dient einer genaueren Einschätzung der Ansichten zum Krieg und Möglichkeiten für den Frieden. Von der Erhebung erwartet sich das Studienteam Anstöße für die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Die Teilnahme an der Umfrage ist online möglich.

+++ 28.04.2022

Öffentliche Gesundheit in Kriegszeiten

Im Mai startet eine fünfteilige Online-Seminarreihe zum Thema „Public Health in Times of War“, organisiert von Gesundheitswissenschaftler*innen der Universität. Thema der englischsprachigen Seminarreihe sind öffentliche Gesundheit und Gesundheitsrisiken in Europa mit Blick auf den Ukrainekrieg.

Bis vor kurzem wurde Krieg in Europa als Problem der Vergangenheit betrachtet. Das hat sich spätestens mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geändert. Auch an gesundheitswissenschaftlichen Fakultäten und Ausbildungsstätten, die sich unter dem Dach der „Association of Schools of Public Health in the European Region“ (ASPHER) organisieren, wurden Krieg und seine Folgen auf die öffentliche Gesundheit bisher wenig thematisiert. Der Ukrainekrieg und die Kriegsverbrechen Russlands  gegen die Zivilbevölkerung machen eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik jetzt notwendig.

In der Seminarreihe geht es um Themen, die in den Lehrplänen im Bereich Public Health bislang fehlten. Die Dozierenden bewerten die Situation in der Ukraine und europäischen Ländern hinsichtlich der Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung. Hierbei ziehen sie Parallelen zu vergleichbaren Herausforderungen in anderen Kontexten und Weltregionen.

Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften organisiert das englischsprachige Format in Zusammenarbeit mit der ASPHER.

Das Seminar findet jeweils mittwochs von 18 bis 19 Uhr per Zoom statt. In der ersten Veranstaltung am 18. Mai referiert Professor Dr. Samer Jabbour von der American University Beirut (Libanon) zum Thema „How do we approach health in twenty-first century wars?”. Referierende der Universität Bielefeld in der Seminarreihe sind Professor Dr. Oliver Razum und Dr. Yudit Namer, an der Organisation ist zudem Lisa Wandschneider beteiligt.

Das Programm der Seminarreihe sowie weitere Informationen zur Anmeldung finden sich hier: bit.ly/3vvSSQD.

+++ 01.04.2022

Militärische Besatzung als europäische Erfahrung

Eine Tagung soll kommende Woche die literarische und kulturelle Darstellung der Besatzung als europäische Erfahrung einordnen. Initiator ist der Literaturwissenschaftler Dr. Matthias Buschmeier von der Universität Bielefeld. Er richtet die Konferenz mit seiner Fachkollegin Professorin Dr. Jeanne E. Glesener von der Universität Luxemburg aus – unter dem Titel „European Literatures of Military Occupation 1938-1955“ (Europäische Literaturen militärischer Besatzung 1938-1955).

14 Vorträge stehen auf dem Programm der Tagung vom 4. bis 7. April in der Villa Vigoni, Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog am Comer See. Die Vortragenden kommen aus sieben Ländern, darunter Georgien und Lettland. Zum Abschluss gibt es ein Round-Table-Gespräch mit Jeroen Olyslaegers, Autor des Romans „Weil der Mensch erbärmlich ist“ (Durchstreichung im Original). Darin thematisiert der Belgier die Besatzungserfahrung in Antwerpen im Zweiten Weltkrieg.

„Was es bedeutet, unter einer militärischen Besatzung zu leben, ist heute für viele kaum mehr vorstellbar, obwohl es nahezu für alle europäischen Bevölkerungen im 20. Jahrhundert eine zentrale kollektive Erfahrung war“, sagt Matthias Buschmeier. „Leben unter Besatzung bedeutet, einer kaum zu bewältigenden Komplexität von Alltagserfahrungen ausgesetzt zu sein, die durch Gewalt, Angst, Überlebenswillen bei Unsicherheit aller sozialer Beziehungen, moralischem Dilemma und daraus resultierenden Schuld- und Schamgefühlen gekennzeichnet ist – aber auch von Mut und Widerstandswillen. Die Literatur kann dafür einen Artikulations- und Imaginationsraum bereitstellen, der uns heute noch Zugang zu diesen Erfahrungen bietet. Wer diese Literatur liest, wird besser verstehen können, was es für Menschen bedeutet, wenn eine militärische Macht sich in ihrem Land festsetzt und auch jenseits der Kampf- und Kriegshandlungen, die unsere Medienberichterstattung heute oft bestimmen, auf den Lebensalltag einwirkt.“ Die Konferenz ist Teil einer Tagungsreihe, die der Kernforschungsbereich „Migration and Inclusive Societies“ an der Universität Luxembourg gemeinsam mit der Villa Vigoni organisiert. Eine kostenlose Online-Teilnahme ist möglich, Anmeldung auf der Tagungsseite.